Tausend Augen


Einst machte der Peter (Kraus) mit der Conny (Froboess) Musi; jetzt singt er gar nicht mehr, sondern fährt mit Vollbart und Pfeife durch Hamburg: In „Tausend Augen“, dem Debütspielfilm des ehemaligen „Zeit-Redakteurs und Filmkritikers Hans-Christoph Blumenberg, spielt Peter Kraus nach langjähriger Abwesenheit von der Leinwand einen Taxifahrer.

Jede Nacht fährt er das schöne, kühle Mädchen Gabriele (Barbara Rudnik) in die Peep-Show, in der sie arbeitet, um sich Geld für eine Australien-Reise zu beschaffen: Denn dort im fernen, warmen Land wartet ihr Geliebter auf sie.

Doch auf Gabriele, die tagsüber Meeres-Biologie studiert, haben noch mehr Männer ein Auge geworfen: Allen voran der zwielichtige Peep-Show-Manager Arnold (Armin Mueller-Stahl), der davon träumt, mit Gabriele ein neues Leben anzufangen. Voller Eifersucht verfolgt die Peep-Show-Kassiererin Vera (Karin Baal) Arnolds Annäherungsversuche, und schließlich verrät sie ihn.

Denn Arnold betreibt ein gefährliches Geschäft: Im Hinterzimmer kopiert er illegal Kinofilme auf Videocassetten. Daß Arnold aussteigen will, hört Lohmann (Gudrun Landgrebe) gar nicht gern; als Boss der Videopiraten verfügt sie über Mittel und Wege, gegen Arnold vorzugehen. Zu spät merkt der, daß er einen tödlichen Fehler begangen hat, der auch für Gabriele gefährlich werden kann. Und so schickt er sie – gerade noch rechtzeitig – nach Australien.

Einen „erotischen Thriller“ nennt Autor und Regisseur Blumenberg seinen ersten Spielfilm, den er mit einer beeindruckenden Besetzung und in stimmungsvollen Bildern (Kamera: Martin Schäfer) inszeniert hat. Um Träume, Begierden und Sehnsüchte dreht sich die Geschichte – und um die im Titel angesprochenen anonymen Augen, die in der Peep-Show vergeblich zu finden suchen, was ihnen in der wirklichen Welt versagt bleibt. Nur ein einziger findet in „Tausende Augen“ Wärme und Zuneigung: Der Taxifahrer verliebt sich in eine attraktive Videothekarin (Vera Tschechowa).

Außer dem einstigen Rockidol Peter Kraus spielen in „Tausend Augen“ übrigens noch zwei bekannte Namen der gegenwärtigen Musikszene mit: Peter Behrens, bekannt als Drummer von „Trio“, mimt in seiner ersten Leinwandrolle überzeugend einen stummen Killer; und Rocklady Ingeburg Thomsen, einst Sängerin bei „Rudolf Rock und den Schockern“, stellt in „Tausend Augen“ ein Peep-Show-Girl dar, das in den Pausen zwischen ihren Auftritten auf der Drehscheibe melancholische Songs singt.