The Beatles – Rubber Soul


31 Ein Jahr vor „Revolver“ — die Beatles waren längst weltweit bekannte Stars — gelang es den vier Pilzköpfen endgültig, die engen Ketten des Mersey-Beats zu sprengen. „Rubber Soul“ zeigte nicht nur den verstärkten Einfluß des musikalisch versierten Produzenten George Martin, es brachte auch die schier unerschöpfliche Phantasie und den künstlerischen Wagemut des Liverpooler Quartetts zu einer ersten Blüte. Mit einer Bouzouki oder einer Sitar verliehen die Beatles ihren Songs „Girl“ oder „Norwegian Wood“ einen irritierenden Beigeschmack. In ihren Texten experimentierten sie mit fremdsprachiger Lyrik („Michelle“) und esoterischem Gedankengut („Nowhere Man“). Der Drummer durfte auch mal ans Mikrofon: Dem knackigen Country-Song „What Goes On“ haucht Ringos hilflose Stimme fast schon rührend patschigen Charme ein. Doch die Freunde klassisch geradliniger Beat-Nummern kommen auch nicht zu kurz: „Drive My Car“ eröffnet das durchweg abwechslungsreiche Album mit strammen Gitarrenlicks und einem rollenden Boogie-Piano, während „Run For Your Life“ einen ebenso kräftigen Schlußpunkt setzt. Damit waren die Weichen gestellt zu größerem stilistischen Weitblick.