The Fatima Mansions: Die Früchte des Zorns


Viel Spaß kann’s den Ceausescus posthum kaum bereiten -— aber mit ihrem Abmarsch lösten sie nicht nur in ihrem Land eitel Freude aus, sondern befreiten auch die Muse des Cathal Coughlan. Er — früher die Stimme von Microdisney und jetzt Kopf der nach einer Sozialbausiedlung in Dublin benannten Fatima Mansions — hatte zwar schon immer bitterböse Texte über die Lage der Nation verfaßt. Doch die Ereignisse in Rumänien entlockten CoughJan die musikalische Momentaufnahme „Blues For Ceausescu“, deren beängstigend brachiale Riffs endlich mit dem Druck daher kamen, nach dem der Zorn seiner Worte schon längere Zeit gelechzt hatte. „Nach einigem Zögern begann das Publikum diese Seite von uns zu akzeptieren“, erzählt der aus Irland stammende Coughlan, „und wir erkannten die Möglichkeiten, die in dieser Art von Song steckten.“ VTVA DEAD PONIES ist nach der Mini-LP AGAINST NATURE das erste volle Album der Band; eine ganze Weile lang war es die gutbehütete Zeitbombe der britischen Szene — jetzt ist es in leicht veränderter Form auch für den Rest der Welt erhältlich. Und es zeigt, daß Coughlan nach wie vor auch bittersüße Balladen singen kann. Über einen fiktiven Gemüsehändler etwa, der glaubt, Jesus zu sein oder über das Leben im Immigrantendschungel Londons, „zu dem ich auch gehöre“, erklärt Coughlan. „Die einen sind steinreich, die anderen mausearm — und alle sind ständig drauf aus, dich reinzulegen oder Sex ohne Kondom zu machen. Solche Phänomene sind es, die mich interessieren. “ Anderswo wird man noch eine Weile an VIVA DEAD PONIES kauen in England indessen haben die Fatima Mansions eben die Mini-LP BARTIE’S BROCHU-RES vorgelegt, auf der sie neben Cover-Versionen von Richard Thompson und Scott Walker auch REM’s „Shiny Happy People“ mit allerhand Grunzern und Jodlern beflecken. Außerdem steht die erste US-Tour ins Haus: „Dort werden wir jetzt schon als radikale Querulanten gehandelt. Das gefällt mir…“