The Kinks – Think Visual Metronome


„All my life I’ve been a working man / When I was at school they said that’s all you ever understand …“ – der gute alte Ray Davies geht an seine Wurzeln zurück und singt über „Working At The Factory“. Seit gut 20 Jahren gibt es die Kinks und weder Drogen noch Selbstmitleid haben sie je gefährden können. Waren nun die letzten Kinks-LPs aufgrund des Vertrages mit der US-Firma Arista stark auf den amerikanischen Markt zugeschnitten, so kommen jetzt mit dem neuen Vertragspartner London Records – nomen est omen! – die unverwechselbaren Qualitäten eines Ray Davies wieder deutlich zum Vorschein.

Auch heute kann Davies noch großartige Balladen wie „Days“ oder „Waterloo Sunset“ schreiben (hier „Lost & Found“), wie immer intoniert er in seinem typischen Timbre, das so typisch Nord-London ist wie britische Nebelschwaden. Neben stimmungsvollen Rock-Balladen gibt es auch einen Hauch moderner Welt, wobei Davies sich einmal mehr als scharfsinniger Beobachter gesellschaftlichen Lebens in Erinnerung zu bringen versteht. Im Titelsong befaßt er sich mit seinen Amerika-Erfahrungen, konkret mit Video-, Kultur- und Musikvermarktung. „The Video Shop“ besingt die Freizeit-Leere der Arbeitslosen, wohingegen „Repetition“ zeigt, daß Angestellte in dieser Welt auch nicht viel besser dran sind. Dazu liefern die Kinks nicht allzu schnelle, aber doch kraftvolle Riffs, die jedes Abrutschen in Richtung Weltschmerz verhindern.

Selbst Zeilen wie „How are the nights? Are they still lonely? Are you still struggling ihe war that I am?“ („How Are You?“). die man als Kinks-Kenner leicht Rays verflossener Liaison mit Chrissie Hynde-Kerr zuordnen kann, klingen hier angenehm ruhig und aufgeräumt, doch von einem inneren Feuer erfüllt, das Ray Davies als ewig junggebliebenen Ladykiller ausweist.

Bruder Dave trägt zwei Songs bei. wobei „Rock’n’Roll Cities“ eindeutig das übergebliebene Zugeständnis an den US-Mainstream-Markt darstellt. Bezeichnenderweise übernimmt Dave hier selbst den Lead-Gesang – und Ur-Kinks-Drummer Mick Avory gibt ein kurzes Stelldichein an der Schießbude. So ist Think Visual ein fast klassisches, intelligentes Rock-Album geworden. Sehr konservative Musik zwar, doch sicherlich die beste Kinks-LP seit Jahren.