The Roots


HipHop als livehaftiges Vergnügen. Ohne Pausen, ohne Posen. Und mit einem Spezialgast, mit dem nun wirklich niemand rechnete.

Sie pflegen als echte Band aufzutreten, das ist kein großes Geheimnis mehr, dass The Roots live aber mittlerweile auf einen DJ verzichten und statt dessen mit Gitarrist Captain Kirk und Perkussionist Frank Knuckles auftreten, stellt nochmals eine Steigerung dar, was den Bruch mit HipHop-Ritualen angeht. Je echter, desto besser? Ist das ein Problem? Mitnichten. Zumal man schnell merkt, dass die Männer aus Philadelphia bestens eingespielt sind. Rapper/Sänger Tariq Trotter alias Black Thought hat den Mantel noch nicht ganz abgelegt, da legt die Band bereits los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Eine wirkliche Pause wird es während der folgenden zwei Stunden nicht mehr geben. Keine nervigen Ansagen, keine HipHop-Phrasen. Keepin‘ it real.

Bekanntere Songs wie „The Seed“, „You Got Me“ und „Don’t Say Nuthin“ sind in einer Mischung aus Endlos-Medley und Jam-Session versteckt. Die Vielzahl der verarbeiteten Einflüsse von Reggae über Rock und Soul bis zu Jazz erinnert an Zeiten, als Musik vom Fusionsgedanken geprägt war. Wenn Trotter auf die HipHop-Helden der ersten Stunde anspielt und später aktuellere Vertreter zitiert werden, konnte man denken, die Band wolle hauptsächlich schwarze Musiktradition abfeiern. Doch dann tauchen auch Elemente von Led Zeppelin Ija, „Whole Lotta Love“) und Ram Jam (ja „Black Betty“! auf. Naturgemäß ist nicht alles, was im Übereifer angeboten wird, auch zwingend. Vor allem die Soli der Musiker nehmen – zumal bisweilen nicht eben virtuos – auf die Dauer zu viel Raum ein. Ein Schönheitsfehler. Mehr nicht.

Am Ende der Show nimmt schließlich ein gewisser George Kranz auf dem Stuhl von Ahmir „?uestlove“ Thompson Platz. Der Drummer hatte Mitte der 80er mit „Din Daa Daa“ einen Hit, der bis in die schwarzen Clubs in den USA vordrang. The Roots haben den Song auf THE TIPPING POINT gecovert und den Berliner zum Auftritt eingeladen. Das eher junge Publikum reagiert darauf einen Moment lang irritiert. Ein älterer Typ, der sich voll hineinhängt und allerlei verrückte Ratterlaute von sich gibt, das ist dem Nachwuchs nicht geheuer. Aber solche Überraschungen sind es nun einmal, die eine Roots-Show so einzigartig machen.

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