The Singles


Soso, die 90er Jahre also. Das geht dann auch wieder in Richtung Vergangenheit. So Post-Hardcore einer Band, die in den 90er Jahren mit den Mitteln des aktuellen Jahrzehnts den Hardcore des vergangenen Jahrzehnts aufarbeiten will. So klingt Blood On The Wall, ein indierockendesTrio aus Kansas, auf der Single“.Reunite On Ice“ (Fat Cat/PIAS/Rough Trade). Die B-Seile ,Dead Edge Of Town“ ist dann Cramps-iger Psychobilly-Trash-Rock. Aber haben wir denn nicht schon die 00er Jahre?

Schon wieder, schon wieder. Das kann’s ja wohl gerade nicht sein. Hanfdampfgeschwängerter triphappiger Downbeat. straight oufto tho ninedes. cirKus ist ein Quartett, dessen berühmteste Teilnehmer der Produzent Burt Ford, der unter seinem richtigen Namen Cameron McVey die Sugababes, All Saints und Groove Armada produziert hat, und – oh mein Gott – die leibhaftige Neneh Cherry sind. Neneh Cherry! Was die wohl geritten hat. „Starved“ [Tent Music/Groove Attackl aufzunehmen, möchten wir gar nicht wissen.

Hier. Der Vorbote des neuen Joy Denalane-Albums. Lange erwartet. Sort of. R’n’B-Oldschool-Soul auf – echt jetzt – internationalem Niveau. Die erste Single.“.Let Go‘ (Nesola/Four Music/Columbia/Sony BMG!. Eine Mischung aus Beyonce und Macy Gray. Und beide in richtig gut. Wenn ihr schon Vergleiche haben wollt. Nehmt diesen.

Das isl im Moment gerade nicht so ganz fürchterlich stimulierend, was Vik ter Duplaix auf seiner ..Stimulation EP“ (BBE/Rough Trade) da abliefert. Gefühliger, schmusiger, trippiger Schlafzimmer-Philly-Soul mit ein paar gebremstem HipHop-Beats.“.Im gonna stimulate… pushing you to the limits of your body“. singt er. Ein ganz Schlimmer ist das. Und dann noch das stimulierende Coverbild mit zwei Damen, die aneinander rummachen. Ach, geh weida, Vikter.

Eigentlich… wenn ich das schon höre. Wenn Sätze mit „eigentlich“ losgehen, dann krieg ich so’n Hals. Denn das bedeutet überhaupt nichts Gutes, weil das eigentlich unnötige Wort „eigentlich zum Beispiel auf einen gleich um die Ecke kommenden Erklärungsnotstand hinweist. In meiner kleinen Welt ist Herbert Grönemeyer ein ganz Guter. Und zwar ganz und gar uneigentlich. Deshalb, und weil der Leser allenthalben „objektive“ Kritiken fordert, formulieren wir das folgende eher neutral: „Zeit, daß sich was dreht“ (Sony BMG) ist die „offizielle FIFA WM-Hymne“, aufgenommen von Herbert Grönemeyer feat. Amadou & Mariam. Und schon ist der Singleskasten keine Fußball-freie Zone mehr. Schade. Eigentlich.

Uiuiui! Sheffield! Wieder! Little Man Täte, ein Gesang-Gitarre-BaB-Schlag-I zeug-Quartett aus der Arctic-Monkeys-Hauptstadt. „What? What You Got“ (V2/Rough Tradel isl die erste in Deutschland veröffentlicht worden seiende Single der Band und klingt mehr nach dem unterschwelligen Pathos von Maximo Park als nach der kalkulierten Scheißegalität der Arctic Monkeys. Wem Songtexte nicht komplett wurscht sind, darf hier gerne mal mal ein Ohr riskieren. Denn dieser Text hier ist eine wunderbare autoreferentielle Indie-Groupie-Punktlandung mitten auf die Zwölf mit schönen Sätzen wie diesen:“.Butshe doesn’l seem to core at all. Into who’s bed she falls. Andit doesn’t matter, no not o( all, ifshe pults gets laidat all“.

Da war das Auge mal wieder stärker als die Rezeptoren im Gehirn, die für den Sixties-Pop zuständig sind. The Pipettes, drei musizierende Frauen aus Brighton (so circa Lemonbabies), haben mit ihrer EP „Meet The Pipettes I (Memphis Industries/Cooperative Music/V2/Rough Tradel zumindest das schönste Plattencover des Abrechnungszeitraums abgeliefert. Das ist typographisch sehr toll auf Sixties gemacht, und darunter gibt’s die drei adretten – „adrett“ ist wohl das richtige Wort in diesem Zusammenhang – Damen als Tuschezeichnungen. Aber schon nach Lied drei (von fünf) kann dir dieser zuckersüße 60er-Jahre-Girlie-Pop gehörig auf den Zeiger gehen.

Was ist das denn bitte? Ein typischer Fall von Die Roten Rosen vermutlich. Erinnert sich noch jemand an die lustige, pseudonymische Zweitband der lustigen Toten Hosen? Ostkreutz scheint auch sowas zu sein. Eine pseudonymische Zweitband, von irgendwelchen Typen, die sonst in anderen großen deutschen Bands rummachen – bei Redaktionsschluß war dieses letzte Rätset deutscher Populärkultur noch nicht abschließend gelöst. Wer das sein soll, ist aber auch grundsätzlich wurschl. Weil:“.Gangbang“ (Warner) = stumpfsinniger, Rumpel-Prodigy-Gröl-Rock. Ein schlechtes Ideal-Cover („Berlin“) gibt’s kostenlos dazu. Und ein Online-CD-Händler läßt zum Produkt von Ostkreutz folgendes mitteilen:. .Kunden, die sich diesen Artikel angesehen haben, haben sich auch folgende Produkte angesehen: .To My Surprise‘ To My Surprise. .Alien‘ Strappmg Young Lad. .Scheiss. Taxi – Scheiss. Paris‘ NinoMarie.. I Write Sins Not Tragedies‘ PanidAt the Disco.“ Fällt da was auf? Angesehen haben sie sich das Ostkreutz-Produkt. die Kunden – nur, gekauft haben sie s nicht.

Echt, Mensch. Wenn man nicht alles immer erklären müßte, wäre das Leben viel leichter. Also: 22 Pistepirkko sind verdienstvolle Indie-Rock-Finnen, die seil mehr als 20 Jahren verdienstvoll indierocken Kragen Sieden Kollegen Götz]. „Ou Wee!“ (Bad Afro Records/Cargo] ist ihre erste Single von vor genau 20 Jahren, die hier in remasterter Form auf CD wiederaufgelegt wird. Auf der Rückseite gibt’s quasi als Bonus drei Songs von The Others, dem garagenrockenden alter ego von 22 Pistepirkko, und zwar drei Coverversionen des verdammt großartigen Rock n’Roll-Urgesteins Link Wray, dem Erfinder des Powerchords: „Zip Code“, „Scatter“ und „Law Of The Jungle“. Das läuft dann unter dem Namen 22 Pistepirkko/The Othersaka 22PP und ist auf beiden Seiten ein trashiges, Fuzz-getränktes Hörvergnügen.