The Singles


Da ist man ja stets bemüht, die In-Jokes aus der „Task Force Mitagessen in die Texte einzubauen, damit wenigstens vier Leute was zu lachen haben, aber diesmal will es nicht funktionieren: „Herren 12“? Klappt nicht. „Merlin“? Da ist der Erklärungsbedarf zu groß. Und auch „Chiliöl“ (schnell und ohne Pause, das zweite „i“ und das „ö“ wie eine Silbe und fast schon itzgründisch gesprochen) ist absolut inkompatibel zum oben angesprochenen Begehr. Da kommt Kollege Rehm und spricht den rettenden Satz: „Diese Musik finde ich nicht super. Da höre ich mir lieber The Doors an.“ Und dann eröffnen auch noch Aloha From Hell, fünf fehlgeleitete junge Menschen aus Aschaffenburg im Alter zwischen 14 und 20 Jahren und Gewinner des „Bravo“-Newcomer-Wettbewerbs, mit ihrer topmodernen, extrem eingängigen Rock-Pop-Nummer „Don’t Gimme That“ (Columbia/Sony BMC) die Rubrik. Und jetzt kommt’s: Diese Musik finde ich nicht super. Da höre ich mir lieber The Doors an.

Hahaha, The Cure, 13. Studioalbum. Vier Singles vom 13. Juni bis zur Albumveröffentlichung am 13. September. Hahaha. Aus Gründen der nicht punktgenauen Verfügbarkeit dieser Tonträger fertigen wir gleich drei auf ein mal ab: „The Only One“. „Freakshow“ und „Sleep When l’m Dead“(alle Geffen/Universal). Als ganz früher einmal gewesener The-Cure-Fan (zwischenzeitlich außer Dienst, mittlerweile mit Symphatisantenstatus ausgestattet) bleibt freundlich zu attestieren: Das ist eine Musik mit sehr hohem Wiedererkennungswert (vor allem die Stimme von Robert Smith habe ich sofort wiedererkannt), reconstructing The-Cure-Sounddesign. Anonsten relativ songfreie Songs (sorry, Oasupp), die man nicht unbedingt haben muss. Bis auf „NY Trip“, die B-Seite von „The Only One“, die hat durchaus ihre psychedelisch-durchgedrehten Momente.

Kommen wir nun endlich zu Dark Captain Light Captain. Das sind fünf Musikerinnen aus East London (darunter der ehemalige Schlagzeuger der Indie-Helden Quickspace). Sie spielen auf ihrer „Circles EP“ (Loaf/Cargo) einen liebevoll unsentimentalen Folk, der von der umtriebigen Promoterlegende Jörg Timp als Art Kings-Of-Convenience-Wiedergängermusik beworben wird. Das hat aber viel mehr von spinnertem6oer-Jahre-Folk, circa The Incredible String Band, Fairport Convention und Vashti Bunyan (ohne Frauengesang), wenn Sie mich fragen. Aber mich fragt ja keiner.

So kann man das auch machen: Simon Flower, Produzent aus Neuseeland, hat auf „The Sum Of Us EP“(Railyard Recordings/Downtown 161) mit dem A-Seiten-Track „The Sum Of Us Remix“ ein hübsches Kunst-Stück geschaffen: Deep House mit Soulgesang (weiblich), viel Percussion und Piano und Streichern, ohne cheesy zu sein, plus Immer-noch-Minimal-Appeal. Die B-Seiten-Tracks, ein bisschen konventioneller, aber immer noch okay (zwischen mellow House und funky Electro).

Grundsätzlich gilt: „Der“ Feind ist ganz woanders zu suchen als bei Lars Bang Larsen. Es sei dennoch erlaubt, der“EP eins“ (Fidel Bastro) der Hamburger mit konstruktiver, tocotronischer Nörgelei zu begegnen. Die „Credibility“ von Lars Bang Larsen lässt sich allein schon an den Namen der Gastsänger ablesen und potenziert sich mit deren Gastgesang wahrscheinlich: Felix Müller (Sport, Kante), Nils Schuhmacher (Schneller Autos Organisation) und so. Trotzdem hören wir nur angepunkten Hamburg-Rock mit leicht golden-zitronigem Einschlag (minus Nervgesang). Textprobe: „Wir sind nur Huren uon Strukturen.“ Das muss doch auch ein bisschen unplatter gehen, oder?

Herausgelöst aus dem mittelmäßigen Album konk hört sich „Shine On“ (EMI -Download + 7″ only) von The Kooks gar nicht einmal so schlecht an. Ein sonnenscheiniger ,lndie“-Pop-Schlager, der in der „Acoustic Version From Qioi, Chicago“ noch ein bisschen gefühliger daherkommt. Plus zwei unveröffentlichte Songs „Louby Loo“(sort of angefunkter Rumpelrock) und „Come On Down“(Durchschnittsindiepoprock).

Das ist man „den Kids“ schuldig. Das muss man „den Kids“ schon erklären: Leila, Londonerin mit persischen Wurzeln, Kumpelin von Aphex Twin und Björk, hat vor Jahren, als „die Kids“ noch auf der Grundschule waren, zwei Alben für Rephlex und XL aufgenommen. Jetzt kommt ihr drittes und vorab die Single „Deflect“(Warp/Rough Trade) Wie das klingt? Santogoldiger Avantgarde-Dance-Noise-Vaudeville-Tom-Waits-Pop mit hohem Indie-Disco-Hit-Faktor (zumindest beim Titeltrack). Plus: Gastvocals von Terry Hall (The Specials) und Martina TopleyBtrd (Tricky).

Bevor im September ihr viertes Album willkommen im clu b erscheinen wird, veröffentlichen Mia die Single „Mein Freund“ (Rot/Columbia/Sony BMG). Das ist ein episch arrangierter, ausschweifender Disco-Cabaret-Walzer-Pop, mit dezenten elektronischen Frickeleien unterfüttert und mit hohem Ohrwurmfaktor gesegnet. Mehr Chanson als Lied, mehr Alexandra als „Deutsch-Pop“. Und Mia gehört der letzte Tanz.

Auf seiner neuen Single zeigt Rodney Smith alias Roots Manuva, wo der „Pate des Crime“den Reggae herholt. Und zwar aus „Buff Nuff“ (Big Dada/RoughTrade-Download, 7″ only), einem (jetzt schon) Dancehall-Klassiker mit unverschämt hitverdächtiger Hookline (gut!) und leicht sexistischen Untertönen (bah!). Ende August kommt dann das Album slime&reason vom Londoner HipHopper, der keinen HipHop mehr macht.

Das kann man jetzt komisch finden. Eine halbstündige Live-EP vom dänischen Wunder-ProducerTrentem0ller, aufgenommen beim, ähem, Roskilde Festival im vergangenen Jahr. Elektronische Musik, Hippiefestivals und Live-EPs wollen nicht so recht zusammenpassen. ABER hier schon: „Live In Concert EP-Roskilde Festival 2007“ (Poker Fiat/Kontor) hat vier Tracks vom Album the last Resort, featuring Anders Trentemoller plus ein Percussionist plus ein Mann an Gitarre und Bass. Vor allem Trentemollers Melodienverliebtheit verleiht diesen Tracks den besonderen Tangerine-Dream-Ambient-Flair. Und die Crowd (geschätzte 25.000) spielt immer total verrückt, wenn die Bassdrum gerade wird.