The Smiths – The Queen Is Dead


„Revolver“. „Pet Sounds“. Oder eben „The Queen Is Dead“: Es ist einfach eine Wonne, einer großartigen Band auf der absoluten Höhe ihrer Brillanz zuzuhören. Ob es die Seifenoper-reifen internen Turbulenzen (starring u.a.: der egozentrisch-despotische Sänger/Texter Morrissey; der drogengebeutelte Bassist Andy Rourke; dazwischen – den Laden am Laufen haltend und wie manisch grandiose Songs am Stück komponierend – Gitarrist Johnny Marr) waren, die – wie Marr später meinte – die Smiths im Sinne einer „on the edge“-Dynamik zu Höchstleistungen peitschten, sei dahingestellt. Das dritte Smiths-Album bietet in jedem Fall all das, was die Band so großartig machte, in Vollendung: Morrissey – mit so viel unverschämt snobistischem Schmelz in der Stimme, dass man ihm abwechselnd seine Gladiolen um die Ohren hauen und sich ihm zu Füßen werfen möchte – tänzelt elegant zwischen beißendem, bisweilen zum Schreien komischem Sarkasmus (Beispiel: der Titelsong mit seinem Rundumschlag gegen Monarchie, Gesellschaft und sich selbst), hinreißend manierierter Überheblichkeit, mysteriösem Nonsens und herzwringender Melancholie [es gibt immer noch wenige wertvollere Songs für die entfremdet-weltgeschmerzte Adoleszenz als „The Boy With The Thorn In His Side“, „I Know It’s Over“ und „There’s A Light That Never Goes Out“). Und Marr ist immer unfehlbar auf dem Punkt, ob drahtig schreddernd wie im Titelsong (in dem er erklärtermaßen Velvet Underground mit MC5 fusionieren wollte), mit poppig-ohrwurmigen Riffläufen („Bigmouth Strikes Again“!) oder perlenden Akustikfiguren. Dazu Rourke und Drummer Mike Joyce als hyper-tighte Rhythmusgruppe … Was soll man sagen? Eine Platte, die so nah an der Perfektion siedelt, dass es an Scharlatanerie grenzt, einzelne Songs herauszuheben.

Produzenten: Morrissey & Johnny Marr

Nicht komplett unglaublich großartiger Track: „Never Had No One Ever“

Ist ja hochinteressant … Das bitterböse „Frankly Mr Shankly“ („you are a flatulent pain in the arse“) ist Morrisseys spärlich verklausulierter Messerstich gegen Geoff Travis, Chef von Rough Trade, mit dem die Smiths in einem wenig zufrieden stellenden Vertragsverhältnis standen.