The Whitest Boy Alive und WohMadeWho beim By:Larm-Festival, Oslo


In Skandinavien gibt's so viele Festivals, dass der Sommer dafür nicht mehr reicht.

Norweger! Veranstalten ein Festival im Winter. Inmitten der Hauptstadt. Unzählige Clubs, 250 Bands aus ganz Skandinavien, drei Tage, Panels, Jonathan Poneman und Lawrence Bell reden über die neuen -Majors, Steven van Zandt — ja! der aus der E-Street Band – redet mit. Es geht um die Machtübernahme der Indies. Das by:larm-Festival, eine Art South By Southwest des Nordens, hat in Oslo seine Heimat gefunden. Die Ochsentour durch Tromsö, Stavanger, Bergen ersparen sie sich seit zwei Jahren. Von oben krachen die Eiszapfen runter, Schneeteppiche fallen hernieder. Und mitten auf dem Platz, vor dem Hauptquartier der Arbeiterpartei, steht ein Riesenzelt. Und auf dem Dach der Arbeiterpartei ist das Stratos. Hier spielten im vergangenen Sommer im Rahmen des Oya-Festivals Whitest Boy Alive, hier verlor Peter Doherty seine Mundharmonika, hier steht diesmal die norwegische Nico auf der Bühne. Sie nennt sich Rocketothesky. Passend. Verhuschte Musik, sphärische Klänge. Unten liegt die weiß gehüllte Hauptstadt, die neue Oper ist ausgeleuchtet. Erlend Oye bereitet sich da gerade auf sein Konzert vor. Nachdem der Bergener die ersten beiden Tage das Maskottchen des Festivals war, ist seine Band zum Abschhiss als Headliner angeheuert. Vor der Tür des Spektrum Scenes bildet sich eine Schlange, letzte Kippen werden in den Schneematsch geflippt. Rules werden hier erstmals gebrochen, RULF.S wird hier erstmals in Norwegen präsentiert. Und was auf Platte langweilen kann, überzeugt live und hat Humor. “ Ihr kennt die Lieder ja aus dem Internet“, sagt Oye trocken. Die Musik groovt. Der Oberrang steht, das Publikum skandiert, aufgepeitscht von Oye, „Kalte Füße!“ auf Deutsch. The Whitest Boy Alive brechen mit den Regeln. Überziehen, spielen eine Zugabe, das umjubelte „Burning“ vom Debüt. Aber auch dann ist es nach 40 Minuten vorbei. Im Zelt auf dem großen Platz beenden WhoMadeWho das Festival. Die Dänen bringen alles mit für eine letzte Party. Schwarzweiße Catsuits, eine irre Lightshow und alte und neue Hits. Doch nach drei Tagen ist beim Publikum doch ein wenig die Luft raus. Die Band fackelt ein Feuerwerk ab, so recht interessiert es aber nicht meh r. Es war ein langer Tag im Zelt, der mit First Aid Kit begann. Zwei schwedische Schwestern (schwedische Schwestern: der neue Trend!) spielen Karl-May-Alt-Country, und das wirklich beeindruckend. Gerade mal 15 und 17 sind sie. Auto-Harp, Keyboard, Gitarre, zwei Stimmen, ein Fleet-Foxes- und ein Johnny-Cash-Cover. Schüchterner, naiver Vortrag. Aber was für Stimmen! Was für Songs! So jung, so weise. Ach, Skandinavien. Der Winter ist erst mal vorbei.

Albumkritik ME 3/09

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