Tibetan Freedom Concert ’98


KLAR MACHEN DIE BEASTIE BOYS PRIMA MUSIK, UND SIE sind auch sonst drei umtriebige Jungs. Doch eine ihrer größten Leistungen (neben all ihren Zeitschriften, Klamottenläden und politischen Engagements) wurde bislang sträflich übersehen: Wie kaum eine andere Band verstehen es Adam Yauch, Mike D und Adam Horovitz, Menschen aus den unterschiedlichsten musikalischen Lagern zusammenzubringen. Nachzuweisen anhand des Line-ups des dritten Tibetan Freedom Concerts.

Um auf die horrende Unterdrückung Tibets durch die chinesische Regierung aufmerksam zu machen, versammelten sich an einem einzigen Wochenende über zwei Dutzend Bands sowie 130.000 Zuschauer in der amerikanischen Hauptstadt.

Ganz ohne Zwischenfälle ging das Festival allerdings nicht über die Bühne. Am frühen Nachmittag, mitten im Set des Jazzpianisten Herbie Hancock, schlug der Blitz ins Stadion ein und traf ein halbes ein halbes Dutzend Zuschauer. Die Verletzten mußten ins Krankenhaus, das Konzert abgebrochen werden. Und während einige der angekündigten Bands wie Radiohead, R.E.M. oder die Red Hot Chili Peppers auf den zweiten Tag verlegt wurden, fielen die Auftritte von Traci Chapman und Beck gänzlich ins Wasser. Bedauerlicherweise wurde auch das mit Spannung erwartete Open-Air Konzert von Kraftwerk Opfer des verheerenden Unwetters. Durch den veränderten Ablaufplan hätten ihre aufwendigen Bühnenumbauten zuviel Zeit in Anspruch genommen.

Die Zuschauer kamen trotzdem auf ihre Kosten. Nachdem eine Gruppe tibetanischer Mönche und Nonnen mit ihren Gesängen den zweiten Festivaltag eröffnet hatten, führte Tibetaktivist Sean Lennon die Lieder seines sommerlichen Debütalbums auf. Auch Pulp keimen prächtig an. Wyclef Jean mutierte mit „Blue Suede Shoes“ zum Rasta Rock ’n‘ Roller, und A Tribe Called Oucst wurden überraschend von den Jungle Brothers angekündigt. Die Beastie Boys und R.E.M. nahmen die Gelegenheit wahr, zwischen Hits und kurzen politischen Kommentaren neue Songs vorzustellen. Anders Radiohead. Die Mannen um Thom Yorke stellten unter Beweis, daß melancholische Balladen wie „Karma Police“ auch vor Stadionpublikum ihre Wirkung nicht verfehlen. Souverän auch R.E.M. Ihren ersten Live-Auftritt seit dem Weggang von Drummer Bill Berry meisterten sie, indem sie ihn durch drei Perkussionisten ersetzten.

Pearl Jam, als Headliner angekündigt, gingen hingegen an Nummer Sicher, spielten Bekanntes wie „Evenflow“ und „Do The Evolution“ und hatten mit Matt Cameron (Ex-Soundgarden) einen neuen Schlagzeuger an Bord. Und als das Publikun dann gen Ausgang drängte, stürmten die Red Hot Chili Peppers noch für einen kurzen Auftritt auf die Bühne.