Time for Heroes!


Während (Ex-)Mit-Libertine Pete Doherty mit Babyshambles die UK-Top-Ten stürmt und über Britanniens Bühnen taumelt, hat Carl Barät (rechts) mit Tim Burgess (The Charlatans, links), Drummer Andy Burrows (Razorlight) und Keyboarder Martin Duffy (Primal Scream) eine „Supergroup“ gegründet. The Chavs debütierten im Tap’n’Tin in Chatham, wo einst die Libertines Petes Entlassung aus dem Knast (nach seinem Einbruch bei Carl) gefeiert hatten. Die Probe in einem Cafe dauerte 15 Minuten; nach sechs Burgess-, Charlatans- und Libertines-Songs sowie „Fairytale Of New York“ brachen Barät und Burgess gemeinsam zusammen und bildeten einen umjubelten „Menschenhaufen“. Inzwischen meldete sich allerdings eine zweite „Supergroup“ aus Punk-Veteranen, die The Chavs den Namen streitig macht…

Inzwischen ist auch Pete Dohertys Babyshambles-Tour zu Ende. Nach mehreren Konzertabsagen kam es am letzten Tag im Londoner Astoria, wo Doherty eintraf, aber ebenfalls nicht spielte, zu Tumulten. Der Bühnenvorhang wurde heruntergerissen, Flaschen geworfen, das Schlagzeug und alles, was auf der Bühne, in Trümmer geschlagen. Drei Stunden später tauchten Teile des Band-Equipments bei Ebay auf…

Friedlich hingegen verlief der wohl endgültig letzte Gig der Libertines am 17. Dezember im Pariser Studio 287 vor 350 Fans. Die Karten waren verlost worden.

Völlig unerwartet kommt der Bühnen-Abschied von PJ Harvey, die am selben Abend vor den Libertines auftrat und zu Beginn ihres Sets verkündete: „This is the last show I will ever play.“

Unbegeistert waren New Yorker Polizisten, als sie erfuhren, dass die Weihnachtsfeier des Police Department ausgerechnet in Jay-Zs Club 40/40 stattfinden sollte. Die Entscheidung habe „Wut, zwiespältige Gefühle und fürchterliche Bitterkeit“ ausgelöst, sagte ein Polizeisprecher. Nicht nur Jay-Z, der mehrmals wegen Waffenbesitz verhaftet wurde und der Polizei deshalb „Rassismus“ vorwarf, sei ein ungeeigneter Gastgeber. Auch das Lokal, auf dessen Toilette im Dezember 2003 eine Besucherin vergewaltigt wurde, hat einen schlechten Leumund.

Jay-Z selbst hat nach seinem Rückzug vom aktiven Rappen einen neuen Job: Er verkaufte seine Firma Roc-A-Fella Records an Def Jam und ließ sich zum Präsidenten und „Chief Executive Officer“ des Labels ernennen, das zu dem Monsterkonzern Universal gehört. Er könne sich „in der Hip-Hop-Gemeinde niemanden vorstellen, der relevanter und glaubwürdiger wäre“, sagte Def-Jam-Boss Antonio „LA“ Reid.

Ungeklärt ist nach wie vor das Motiv des 25jährigen Nathan Gale, der am 8. Dezember bei einem Damageplan-Konzert in Columbus, Ohio, deren Gitarristen Darrell „Dimebag“ Abbott und drei weitere Menschen erschoss, ehe er selbst von einem Polizisten erschossen wurde. Gale, der wegen seines seltsamen Verhaltens aus der Armee gefeuert wurde, hatte sich mit der Damageplan-Vorgängerband Pantera derart identifiziert, dass er behauptete, deren Texte seien in Wirklichkeit von ihm und die Band habe „seine Identität gestohlen“. Abbotts Sarg stiftete übrigens Gene Simmons — mit Airbrush-Design in typischem Kiss-Stil.

Nicht verhindern ließ sich die Wiedervereinigung von Mötley Crüe – auch nicht von der Feuerpolizei von Los Angeles, die vor der Verkündungs-Pressekonferenz die Landung der Band mit einem Hubschrauber auf dem Dach des LA Palladium untersagte. Bassist Nikki Sixx teilte mit, die Welttournee (die am 17. Februar in Florida beginnt) der Neandermetaller folge der anschwellenden Flut von Fan-Anfragen aus aller Welt.

Pausieren muss Marianne Faithfull – mindestens bis März. Die Sängerin, die seit Mai praktisch ununterbrochen auf der Bühne stand, war am 1. Dezember in Mailand vor dem Auftritt zusammengebrochen. Ihre Ärzte diagnostizierten „chronische Erschöpfung“.

Ausruhen muss sich auch James Brown, der Mitte Dezember wegen Prostatakrebs operiert wurde. „Ich bin in meinem Leben mit vielen Dingen fertig geworden, ich werde auch damit fertigwerden „, sagte der 71jährige, dessen Autobiographie im Januar erscheint.

Gute zwei Millionen Euro ließ sich Mick Jagger seinen Aufenthalt in der Penthouse-Suite des Londoner Claridges-Hotel während der Umbauarbeiten in seinem Haus kosten. Wäre Jagger nicht 13 der 20 Monate mit den Rolling Stones auf Tour gewesen, wären bei einem Tagespreis von 6.650 Pfund noch schmerzhaftere Einschnitte in seinen Geldspeicher (geschätzter Inhalt: 500 Millionen Euro) nötig gewesen. Immerhin: „Als Stammkunde erhält Mick einen kleinen Rabatt“, sagte ein Angestellter des Nobelhotels.

Ein Faible für Luxus hat auch Missy Elliott, die auf Parties stets einen Begleiter mit einer Kiste Extra-Juwelen dabeihat – für den Fall, dass der jeweilige Anlass noch etwas mehr Glanz verträgt. Elf Jahre nach ihrer Trennung hat sich die Indie-Legende The House Of Love wieder zusammengetan das Reunion-Album days run awav soll Ende Februar erscheinen.

Neben Cream (vier Konzerte in der Londoner Royal Albert Hall im Mai) wollen 2005 auch Queen ihr Comeback feiern – mit Paul Rodgers (Free, Bad Company) als Sänger.Das Programm für die UK-Tournee, der eventuell eine Weltreise folgen sollen, wird aus Queen- und Rodgers-Songs bestehen. Nur ein Gerücht ist, dass gleichzeitig Freddie Mercurys Grab mit einer Rotationssicherung ausgestattet wird.

Einen neuen Drummer haben die Stereophonics endlich gefunden: Nachfolger des im September 2003 gefeuerten Stuart Cable wird der Argentinier Javier Weyler. Derzeit arbeitet die Band an ihrem nächsten Album, das den Titel LANGUAGE. SEX. VIOLAENCE. OTHER? tragen und möglicherweise noch im Frühjahr erscheinen soll.

„Mehr in Richtung Songwriting“ wird laut Tim Wheeler das nächste Ash-Album gehen, das allerdings noch einige Zeit auf sich warten lassen wird, da die Band momentan durch die USA tourt, wo meltdown gerade erst erschienen ist.

Aufs Songwriting verzichtet haben die Flaming Lips. Ihr neues Album (VÖ: frühes Frühjahr) enthält ausschließlich Coverversionen, und zwar von Björk, Miles Davis, White Stripes, Faust, Roxy Music, AphexTwin, Nick Drake, Radiohead, iocc, Lush u.a.

Zwei bislang unbekannte Songs von John Lennon wird ein Musical über das Leben der Beatles enthalten, das, vorläufig noch ohne Titel, nach der Weltpremiere in San Francisco (12. April) ab 7. Juli am Broadway laufen soll. Yoko Ono erlaubte die Verwendung von „India, India“ und „I Don’t Want To Lose You“. Letzteres hatte es wegen eines elektronischen Störgeräuschs nicht auf die Beatles-ANTHOLOGY geschafft.

Gorilla gesucht: Nicht mit einer Dschungelshow, sondern per Internet-Wettbewerb wollen Dämon Albarn und Jamie Hewlett einen fünften Mann für ihr Studioprojekt Gorillaz rekrutieren. Näheres unter www.gorillaz.com.

Der UK-Tourneestart der Kings Of Leon in Manchester hätte Schlagzeuger Nathan Followill beinahe ins Krankenhaus gebracht: Da Nathan an einer verschleppten Nierenentzündung litt, aber unbedingt spielen wollte, wartete vor dem Apollo Theatre für den Notfall ein Krankenwagen – zum Glück vergeblich. Die Band ist, wie Caleb Followill verriet, derweil schon dabei, Songs für ihr drittes Album zu schreiben.

Einen Stargast für ihr erstes Album fanden die Kaiser Chiefs, die seit ihrer Single „I Predict A Riot“ zu den angesagtesten Bands Londons zählen: „Wir wollten am Anfang von ‚Saturday Night’ein startendes Motorrad draufhaben“, erzählt Sänger Ricky Wilson, „und unser Produzent Stephen Street, der auch Blur produziert hat, sagte: ‚Oh, Graham Coxon hat so eine Kiste. Holen wir den doch!‘ Graham war supernett, und er hat genau im Takt Gas gegeben.“

Weniger nett gibt sich Robbie Williams – zumindest gegenüber eventuellen Paparazzi, die vorhaben, sein Haus in Los Angeles zu belagern: Die, sagte Robbie, werde er mit Morrisseys „Suedehead“ in höchster Lautstärke vertreiben. Einer der Angesprochenen ließ daraufhin verlauten: „Robbie Williams ist nicht einmal ein Pünktchen auf unserem Radarschirm.“

Eine Klage hat der Handelskonzern Wal-Mart am Hals – und ist selber schuld: Den Anstandswächtern der Kette, die seit Jahren damit angibt, keine im US-Sinn „familienuntauglichen“ Produkte in ihren Filialen zu führen, entging offenbar das neue Album der Pathos-Popper Evanescence, auf dem das Wort „fuck“ vorkommt. Ein erzürnter Vater, der seiner 13jährigen Tochter den Erwerb des schlimmen Tonträgers gestattet hatte, fordert nun 74.500 Dollar Kompensation für den moralischen Schaden und die sofortige Entfernung der Platte aus dem Sortiment.

Verteidigt hat Coldplay-Sänger Chris Martin die Neuauflage der Band-Aid-Single „Do They Know It’s Christmas“ mit seiner Mitwirkung: Es gehe dabei weder um den Song noch um den Text, sondern nur um den Zweck. „Da hätte auch ein Haufen Popstars rumstehen und auf Töpfe klopfen können. Oder wir hätten alle zusammen einen Kopfstand gemacht.“

Erasure-Sänger Andy Bell hat bekanntgegeben, dass er HIV-positiv ist und das seit einer Lungenentzündung im Juni 1998 weiß. Mit seinem „Geständnis“ verfolgt Bell eine erzieherische Absicht: „Das ist kein Grund zur Panik. Wenn man HIV-positiv ist, heißt das nicht, dass man Aids hat. Meine Lebenserwartung ist nicht geringer als die aller anderen Menschen. Es gibt so viel Hysterie und Ignoranz in Sachen HIV und Aids. Wir sollten einfach normal weiterleben.“

Zu viel Zeit und zu wenig Arbeit hat offenbar Giorgio Moroder: Der frühere Produzent und dreifache Oscar-Preisträger plant bei Los Angeles den Bau einer über 150 Meter hohen, von Millionen von Lampen erleuchteten Pyramide aus Stahlträgern, die „die Design-Konzepte der Ägypter mit der Technologie des Raumzeitalters vereinen“ und als „Meilenstein für Wirtschaftswachstum“ dienen soll. Anwohner können immerhin hoffen, dass Moroders Suche nach Geldgebern bis April vergeblich bleibt – dann wird er 65 und reif für die verdiente Rente.

Nicht früh genug hinweisen kann man auf das 20jährige Jubiläum der Open-air-Institution „Rock am Ring“ – Tickets für die diesjährigen Festivals am Nürburgring und auf dem Nürnberger Zeppelinfeld („Rock im Park“) von 3. bis 5. Juni sind bereits erhältlich. Das Line-up – R.E.M., Iron Maiden, Green Day, Incubus, The Prodigy, HIM, Hives, Chemical Brothers u.v.a. – lässt vermuten, dass die Kontingente bald knapp werden.

Korrigieren müssen wir zwei Namen aus dem letzten Heft: Keane-Sänger Tom Chaplin heißt, eben: Tom (und nicht Tim), und der Photograph unserer Tocotronic-Geschichte nicht „Markus“ Schwab, sondern Michael. Sorry, Tom. Sorry, Michael.