Tom Johnston: „Ich bin kein Alvin Stardust, aber…“


Tom Johnston ist zwar nicht der Boss der Doobie Brothers – sowas gibt es bei ihnen nämlich nicht – er war ‚rein zufällig‘ an dem Tag, als MUSIK EXPRESS! sich mit dieser amerikanischen Band zum Interview verabredet hatte, derjenige, der am frühesten aus den Federn konnte. Tom Ist einer der beiden Sänger/ Gitarristen der Doobles. Ausser ihm gehören zu seiner Gruppe, die in diesem Jahr einen steilen Aufwärtstrend in Sachen Karriere für sich verbuchen kann, noch John Hartman (drums), Tiran Porter (bass), Keith Knudsen (drums) und Patrick Simmons (git./voc). Ein Herzenswunsch ging übrigens neulich für Tom und seine Doobie-Kollegen In Erfüllung, als sie am Abend vor dem ‚Summer-Concert‘ in Hilversum/Holland (ME berichtete in der vorigen Ausgabe darüber) im Amsterdamer Insider-Club ‚Melkweg‘ eine Jam-Session mit Gregg Allman zustande brachten. Was die Doobie Brothers in nächster Zukunft anstellen werden, erzählt Tom in nachfolgenden Interview:

ME: Womit sind die Doobies im Moment beschäftigt? Tom: Bevor wir für die beiden Festivals nach Europa kamen, haben wir drei Songs für unser nächstes Album aufgenommen. Dabei ging es ziemlich gemütlich zu, denn momentan stehen wir nicht unter Zeitdruck, weil unser letztes Album ‚What Were Once Vices Are Now Habits‘ noch gar nicht so lange auf dem Markt ist. In Amerika wurde diese Scheibe bereits eine Woche nach ihrem Erscheinen vergoldet. Das hat uns ziemlich überrascht. Die erste Single-Auskoppelung von dieser LP war ‚Another Park, Another Sunday‘. Leider schnitten wir damit nicht so gut ab. Vermutlich war der Song nicht rockig genug, aber ich steh‘ trotzdem wahnsinnig drauf! Jetzt gerade ist unsere neue Single ‚Eyes Of Silver‘ draussen, die mehr losgeht und deshalb wohJ höher die Charts heraufklettern wird.

ME: Eigentlich sind doch die Singles Eure Stärke, oder? Tom: Ja, das trifft schon irgendwie zu. In den Vereinigten Staaten gibt es Mittelwellen-Rundfunktstationen, die den ganzen Tag über Singles spielen, und UKW-Stationen, die sich auf progressive Rock-LP’s eingestellt haben. Da unsere Singles sowie unsere LP’s dort inzwischen beide gleich gut angesagt sind, hört man uns praktisch drüben auf allen Wellenlängen. Im Grunde find ich’s aber besser, wenn wir das LP-Publikum ansprechen, denn es ist nun einmal so, dass man als Album-Gruppe von seinen Musiker-Kollegen mehr respektiert wird. Unsere Fans kennen allerdings keine Vorurteile. Was uns selbst betrifft, haben wir uns eigentlich immer als UKW-Gruppe betrachtet.

ME: Bestehen bereits Pläne, für ein Doobie-Live-Album? Tom: In der Tat, ja. Schon auf unserer letzten US-Tournee wollten wir ein Konzert zu dem Zweck aufnehmen. Dazu ist es nicht gekommen. Vermutlich werden wir jetzt wohl einen Gig in Memphis/ Tennessee mitschneiden, weil dort unsere Studio-Bläser-Gruppe (Memphis Horns) wohnt. Es kann aber auch sein, dass wir sie mit nach Hawaii nehmen und dort das Album einspielen.

„Ich mag es bunt auf der Bühne“

ME: Momentan arbeiten viele Bands mit einem Orchester zusammen. Konnte die Doobies nicht auch sowas reizen? Tom: Deep Purple haben früher sowas gemacht, und Rick Wakeman ist noch immer auf diesem Trip. Aber mich haut sowas nicht vom Hocker. Ich persönlich bin mit Blues- und Soul-Musik aufgewachsen. Verständlich, das sich das auf die Musik, die ich mache, ausgewirkt hat. Mir würde es nie einfallen, ein Rick Wakeman-Album zu kaufen. Da ginge ich schon eher ins Plattengeschäft, um mir die neue Stevie Wonder-LP zu besorgen. ME: In Amerika ist es noch Immer alltäglich, dass man in Jeans auf die Bühne geht. Stehen die Doobies auf dem Glitzer-Look, der momentan i n England ‚in‘ ist? Tom: Ehrlich gesagt, ich mag es schon ein bisschen bunt auf der Bühne. Bei unseren Gigs achten wir immer darauf, dass wir aussergewöhnliche Klamotten anhaben. Ich bin zwar kein Alvin Stardust, aber wer weiss wie wir aussehen, wenn wir demnächst unsere erste grosse Deutschland-Tournee abziehen.