Tom Petty & The Heartbreakers – Los Angeles, Forum


Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind. Eine heiße Sommernacht, ein cooler Rockstar und 18000 Zuschauer, meist junge Mädchen, kreischen wie am Spieß. Das Forum rumort, die Fans feiern sogar schon die leere Bühne. Und als die schwarzen Beine des Rockstars und seine schwarzen Stiefel sich dem Mikrophon nähern, ist das absolute Delirium angesagt.

Er beginnt mit „Here Comes My Girl“, besser: er zelebriert diesen Song. Tom Petty ist für das Liebeslied, was die Kathedrale für einen Maurer ist: Ein Höchstmaß an Inspiration und unerreichbarer Ideale! Mir fällt kein anderer amerikanischer Mainstream-Rocker ein – außer Bruce Springsteen vielleicht – der eine derart hingebungsvolle, idealistische Vorstellung von Rock’n’Roll vermittelt.

Was immer es auch sein mag, das Petty im Publikum auslöst: die Hälfte der Fans, meistens weiblich, sprang auf die Bühne, um ihn aus der Nähe zu erleben. Und obwohl er im Gegensatz zu Springsteen nicht still hielt, um sich abküssen zu lassen, schien es ihm niemand weiter übelzunehmen. Petty posierte, wie man es von ihm gewohnt ist: mit finsterem Blick, präsentiertem Gitarrenhals und einer Schmollmiene, die ihre Wirkung nicht mal auf mehrere hundert Meter verfehlt. Zusammen mit seiner Band spielte er die Songkollektion aus sämtlichen LPs dichter und sicherer als je zuvor.

Dann schwebt ein kosmisches Tischtuch herein, das um keine andere als um Stevie Nicks drapiert ist. Sie kommt für ein süßliches „Insider“-Duett mit dem Rockstar, der wenig später aber die Show mit einem pulsierenden „Breakdown“ wieder hochpeitschen will. Wir können jetzt ruhig alle nach vorne kommen, verkündet er voreilig, hat die Rechnung aber ohne das Sicherheitspersonal gemacht. Erst als er sich für seinen Faux-Pas entschuldigt und alle auf ihre Plätze zurückgeschickt, gehen die Lichter auf der Bühne wieder an. Der Schwung ist hin, aber „Refugee“, „Shout* und „A Quarter To Three“ als explosive Zugabe sorgen noch für einen optimalen Schluß. Schade, daß es nicht länger dauerte, denn es war eines der besten Konzerte, die in diesem Jahr hier gelaufen sind.