Traffic so gut wie noch nie!


„So gut wie noch nie!“ Dieses Kompliment machten die englischen Musikzeitungen Stevie Winwood und seiner Truppe, als diese nach einer Mammut-Tournee durch die USA und über den europäischen Kontinent schliesslich in Londons Prestige-Schuppen, dem Rainbow, aufgetreten waren.

Beim Gig in Hamburg konnte ich mich neulich selbst davon überzeugen wie gewaltig Traffic’s Ausstrahlung ist. Man konnte zwar höchstens mit dem kleinen Zehen zum Takt der Musik mitwippen und das, obwohl die zwei Drummer und Rebop Kwaku Baah an den Congas für einen exzellenten Drive sorgten, einfach, weil die Band noch nie so zwanglos und entspannt klang wie jetzt. Das erinnert mich irgendwie an ein sehr potentes Waschmittel mit Schaumbremse. Egal. Zur Musik mitklatschen oder so war nicht drin, dazu kam sie zu locker von der Bühne zum Publikum über. Wie gesagt, er war voll da, der Groove, aber es war so etwas wie ein leicht Unterkühlter.

Die Sache ging immer dann besonders gut los, wenn sich Jim Capaldi hinter seiner Schiessbude erhob und das Blechtrommeln allein Roger Hawkins überliess, um selbst zusammen mit Stevie Winwood zu singen. In erster Linie bekam man natürlich Songs von den letzten beiden LPs zu hören, Songs wie z.B. ‚Roll Right Stones‘, ‚Sometimes I Feel So Uninspired‘ oder ‚Rock’n’Roll Stew‘ und ‚Shoot Out‘. Bei einer Band, die eine so lange Geschichte hat wie Traffic, darf natürlich nicht die eine oder andere alte Nummer fehlen. Stevie Winwood schien das genau zu wissen und das Publikum bedankte sich dementsprechend für die Vollbedienung. Logisch, dass Traffic an einer Zugabe nicht vorbeikam.

Spooky Tooth im Vorprogramm

Eine Band, die sich erst seit kurzer Zeit wieder gefunden hat, das ist Spooky Tooth heute. Es war interessant, sie im Vorprogramm des Traffic-Gigs zu sehen, ganz einfach, um sie nun nach dem neuen Start mal wieder anzutasten. Ich hatte den Eindruck, dass ihnen die Routine zwar ein klein wenig abhanden gekommen war, aber sowas wächst ja mit der Zeit wieder nach. Musikalisch kamen sie mir astrein vor. Sie stellten einen sauberen Sound auf die Bühnenbretter der Musikhalle und das Zusammenspiel zwischen Mike Harrison (piano/vocals) und seinen neuen Leuten war ebenfalls sehr korrekt.

Nach dem Gig

Oh ja, nach dem Konzert war der Abend noch lange nicht gestorben. Die Ariola-Tournee-Begleiter Hille und Doms hatten dieses lockere Riverboat, das auf irgendeinem Wässerchen in Hamburg schwimmt, aufgerissen. Drinnen gab’s heisse und coole Musik von der Platte, scharfe und weiche Drinks, viele unbekannte Leute zum Kennenlernen und natürlich Traffic und Spooky Tooth.

Rebop entführt

Mir hat es einen Mordspass gemacht, zusammen mit Atlantis-Manager Bodo Albes den guten alten und zu dieser Zeit noch recht nüchternen Rebop vom Boot zu ‚entführen‘. Er kam natürlich gern freiwillig mit, da es zu alten Bekannten gehen sollte. Inga und Karl-Heinz von Atlantis warteten nämlich in einem anderen Hamburger ‚Schuppen‘ auf uns. Rebop kannte die zwei natürlich schon vom letzten Jahr, als er zusammen mit ihnen im Londoner Island-Studio Plattenaufnahmen machte. Er verriet mir, dass er Inga sogar schon aus der Zeit kennt, als sie noch bei den ‚City Preachers‘ sang, weil er, Rebop, damals selbst in Hamburg wohnte.

Als wir zusammen, das heisst, Rebop, Inga, Karl-Heinz, zwei Atlantis-Roadies und ich, schliesslich wieder zum Riverboat fuhren, war dort die Fete noch in vollem Gange. Es muss so gegen zwei Uhr morgens gewesen sein. Jim Capaldi hing recht leblos und sinnierend am Tresen, Rebop schlief bald auf einer versteckten Bank ein und so gegen fünf Uhr morgens fiel ich total geschafft aber recht zufrieden in mein Hotelbett.