Trend Wende


Ein Mega-Hit, ein Super-Flop. Terence Trent D'Arby steht mit der dritten LP vor der Er- folgs-Entscheidung. Schafft er die Wende?

Das Grossmaul ist kleinlaut geworden. Terence Trent D’Arby — mit 25 als „Prince of Pop'“ gefeiert und bereits zwei Jahre später an seinem überambitionierten Ego-Trip zumindest kommerziell gescheitert — geht geläutert in die dritte Runde. „Ich habe diesen Hype zwar damals selbst nick geglaubt,“ gesteht das inzwischen 31jährige Multi-Talent heute.

obwohl sich der ehemalige Journalismus-Student doch mit gezielt-überlegten Sprüchen wie „Ich bin ein Genie!“ oder „Mein LP-Debül ist besser als .Sergeant Pepper'“ selbst zum Medien-Liebling hochgeplappert hatte. „Die Gefahr liegt ganz woanders: Es wird so bequem, sich hinter dem Image zu verstecken, das man selbst geschaffen hat“, rechtfertigt sich D’Arby. „der Schauspieler in dir bringt die Rolle, die er spielt, mit der echten Persönlichkeit durcheinander.“

Mit „The Hardline According To Terence Trent D’Arby“ hatte er 1987 der Musikszene ein so selbstbewußtes Statement vor den Latz geknallt, daß sich aus dem Stand heraus weltweit rund acht Millionen Plattenkäufer auf die neue Soul-Hoffnung stürzten. Der laue Nachfolger“.Neither Fish Nor Flesh“ blieb weit zurück. Verkaufsbilanz: 1,8 Millionen — dennoch „eigentlich keine Zahl, für die man sich schämen muß, “ meint Terence.

Er schämte sich nicht, nahm aber dreieinhalb Jahre Urlaub vom Rampenlicht, schaffte sich finanzielle und juristische Probleme vom Hals, zog von London nach Los Angeles um. baute sich ein eigenes Studio auf und produzierte dort 50 neue Songs. 16 davon landeten auf seinem dritten Album mit dem programmatischen Titel „Symphony Or Damn“. Das neue Werk soll die Entscheidung zwischen Anerkennung und Verdammnis bringen — und ist Teil einer langfristig angelegten Strategie, ausgeheckt von D’Arbys Unterbewußtsein: „Ich habe mir meine ersten drei LP-Titel schon vor der Fertigstellung des ersten Albums ausgedacht. „

Wohlüberlegt ist auch die Musik auf „Symphony Or Damn“. Daß der dritte Streich nicht irgendein Pop-Konfekt zum Naschen ist, macht D’Arby schon in den Danksagungen seines Werkes klar. Darin verweist er auch auf die Inspirationen, zu denen ihm die Lyriker Rainer Maria Rilke und Walt Whitman verholfen haben. Der Pfarrerssohn (und Hobby-Philosoph) holt aus: „Obwohl Jesus offensichtlich das Maskottchen des Christentums ist, ist mir das Christentum — ehrlich gesagt — scheißegal. Wofir Jesus selbst stand, ist mir allerdings sehr wichtig: Er wollte den Menschen die Möglichkeiten vor Augen halten, die in einem selbst stecken. Als man ihn fragte, wann er wiederkehren und wann es das Himmelreich auf Erden geben würde, von dem er ständig sprach, antwortete er: ,Es ist schon da — Ihr wißt nur nicht, wie man es erkennt‘. Über diese Einsicht sprechen auch Rilke, Whitman und ihresgleichen: ,Es ist alles schon jetzt hier — hört auf, nach der Zukunft zu suchen!'“

Weltliche Hilfestellung erhielt Terence Trent D’Arby von zwei befreundeten Teilzeit-Poeten: Prince und Bruce Springsteen. Sie leisteten ihm während der „Neither-Fish-Nor-Flesh“-Nachwehen moralisehe Unterstützung und rieten ihm, sich unbeirrt einfach dem nächsten Projekt zuzuwenden: „Springsteen nahm mich unter seine Fittiche und erklärte mir, daß es eine Menge Parallelen in den Reaktionen aufsein und auf mein jeweils zweites Album gab…“

Stehaufmännchen Terence hat denn auch sein drittes Werk wieder zu einem großen Teil im Alleingang eingespielt: „Manchmal kann auch Masturbation aufregend sein — es hängt davon ab. ob man andere Leute zusehen läßt!“ Als ehemaliger Box-Champion und Soldat der US-Armee hat Terence Trent D’Arby schließlich Zähigkeit gelernt. „Vor allem die Armee hat mich gelehrt, daß man manchmal mehr in sich hat, als man denkt! Ich hatte mich eigentlich immer als ziemlichen weichen, sensiblen Typen gesehen — während der letzten drei Jahre in der Armee wurde mir allerdings klar, daß ich stärker war, als ich dachte. Das Boxen war so ähnlich — es war ein Schock und eine Überraschung für mich, daß ich so etwas konnte. Es würde mich nicht überraschen, wenn dies alles Vorboten von dem wären, was ich vielleicht mal in Zukunft tun werde — Dinge, von denen ich per Zufall entdecke, daß ich sie wider Erwarten doch draufhabe…“