Triumvirat Split – Wird Porky größenwahnsinnig?


Triumvirat hat sich aufgelöst! Die einzige deutsche Gruppe (mit Ausnahme von Kraftwerk), die es geschafft hat, sich mehrmals in den amerikanischen Top 50 zu plazieren, hat sich aufgelöst! Gerade als sich herumgesprochen hatte, daß es also auch Deutsch-Rockern gelingen kann, die Ami’s anzumachen.

Quasi über Nacht entschlossen sich die Drei, Schluß zu machen. Sollte ihnen etwa der Erfolg so zu Kopf gestiegen sein? Hatte der so unerwartet auf sie hereinprasselnde Dollarregen den Split ausgelöst? Oder waren sie nur einfach frustriert, weil sie gesehen und gespürt hatten, wie drüben, im „gelobten Land“ der Hase läuft?

Porky ist Triumvirat

Hans-Jürgen Fritz („Porky“), seines Zeichens Bandleader, Komponist, Produzent, Tastenspieler und Sprecher des Triumvirats, zog sich sofort, nachdem die Meldung raus war, selbst aus dem Verkehr – und damit aus der Schußlinie. Er zog um, war für niemanden erreichbar und ließ sich mehrere Wochen nicht mehr bei seiner Plattenfirma sehen. Sein engster Freund, der Trommler „Bubu“ Bathelt, hüllte sich in Schweigen. Seiner Meinung nach kommt es der Gruppe eher zugute, keine Auflösungsgründe zu nennen, als eine offizielle Meldung abzugeben. So mysteriös und rätselhaft wie er zuerst erscheint, ist der Fall jedoch nicht. Allerdings mal wieder ein glänzendes Beispiel für Deutsch-Rock-Bewußtsein, die Szene und ihre Vertreter.

Porky träumt von Elton John

Die Krise begann eigentlich schon während der zweiten US-Tour im August ’75. Da nämlich packte Bassist und Sänger Helmut Köllen seine Koffer. Er hatte die Nase gestrichen voll, sowohl vom persönlichen als auch vom musikalischen Standpunkt aus gesehen. Er kehrte sofort nach den letzten US-Auftritten verärgert nach Deutschland zurück und gefährdete damit jegliche weiteren US-Aktivitäten der Gruppe und vor allem die dritte Tournee, die bereits im Gespräch war. Die beiden übrigen Musiker blieben noch ein paar Wochen, spielten mit dem Gedanken, die neue Platte in den renommierten Caribou-Studios aufzunehmen und Porky speziell träumte davon, daß Elton John, den er kurz zuvor in Los Angeles kennengelernt hatte, da mitmischen würde.

Zurück nach Köln

Aber nichts dergleichen geschah! Noch vor Weihnachten kehrten alle Mann wieder nach Köln zurück. In der Zwischenzeit hatten sie sich drüben mit ihrem Manager in die Wolle gekriegt, was sie später noch runde 30000 Dollar kosten sollte, und begannen, das neue Album nun doch daheim aufzunehmen. Da zu der Zeit natürlich weder Bassist noch Sänger zur Hand waren, war guter Rat teuer. Sie konnten allerdings ihren Ur-Bassisten Dick Frangenberg überreden, wieder einzusteigen. Den Profi Barry Palmer, ein Ex-Kenny-Studiosänger, fand man kurz danach durch eine Anzeige im Melody-Maker. Trotz Frau und Kindern und einem Berg Schulden zog er nach Köln um.

Die „alte Liebe“

Die Aufnahmen zu „Old Loves Die Hard“, dem bislang letzten und reifsten Produkt von Triumvirat, verschlangen aber nicht nur volle drei (!) Monate, sie verschlangen auch knapp 100 000 DM. Das war die teuerste Rock-LP, die je in Deutschland produziert wurde. Zur Veröffentlichung war logischerweise eine Tournee geplant. Dadurch, daß Triumvirat „on tour“ inzwischen jedoch mit Unsummen hantieren muß, um über die Runden zu kommen, waren Gagen um die 6000 Mark keine Seltenheit. Stolze 80 000 DM sollte das ganze Unternehmen kosten, und so ließ es sich nicht vermeiden, die Plattenfirma wegen eines Kredites anzupumpen.

Barry und Dick fliegen raus

Allein für eine geliehene Light-Show sollte die EMI Electrola um die 25 000 Mark berappen, insgesamt einen Betrag von DM 40 000,-. Die Gruppe selbst hätte dann jedoch aus eigener Tasche immer noch um die 30 000 DM ausspucken müssen. Plötzlich, während der ersten Probetage für die Tour, setzten Porky und Bubu Bassist Frangenberg und Sänger Palmer an die Luft. Mit Barry hatte es schon längere Zeit Schwierigkeiten gegeben, vor allem finanzieller Art. Er besaß immerhin Schuldenberge und eine vierköpfige Familie und sah meist recht mürrisch drein, wenn er Porky mit dicker Brieftasche (und ohne große Verantwortung) umherspazieren sah. Gottseidank konnte sich Barry aber, noch bevor er nach England zurückkehrte, mit einem Solo-Vertrag von Electrola trösten. Dick Frangenberg hingegen blieb als vollkommenes Fragezeichen zurück! Mit der Begründung, die Band stehe vor einer „existentiellen Krise“ (bei Verkaufszahlen um 150 000 Stück im Schnitt in den Staaten und 20 000 bei uns wohlgemerkt!) und würde mit der Ur-Besetzung noch ein „letztes Aufbäumen“ (?) probieren, um zu sehen, was dabei herauskomme, hatte man ihn abgespeist. In diesem Zusammenhang sprach Porky davon, daß eigentlich kein richtiger Grund für den Rauswurf vorläge, aber man in diesem Geschäft skrupellos sein müsse, um zu bestehen, und daß die Sache eher gefühlsmäßig denn logisch zu erklären sei.

Tournee steht – Gruppe geplatzt

Nur einen Tag vor der Hiobsbotschaft hatten sie noch gemeinsam zehntausend Tourneeplakate in Druckauftrag gegeben, und einen Tag später traf ein Scheck aus Amerika ein: Ein~erster Vorschuß in Höhe von 20 000 Dollar, von dem Barry und Dick jedoch keinen Pfennig mehr sahen. Nun mußte freilich rasch Ersatz her, und wer lag näher als Helmut Köllen. Die Tour stand fest, Plakate und Anzeigen waren Hals über Kopf veröffentlicht worden, also konnte es losgehen. Und da, für alle völlig unerwartet, kam die Auflösung!

Um die Tour abzusagen, lagen gewiß genug Gründe vor, für einen Split jedoch nicht ein einziger. Nach der ersten Umbesetzung hatte Electrola verständlicherweise keine rechte Lust mehr, noch solche Summen in ein so unsicheres Projekt zu stecken und sagte den Kredit ab. Zudem sah Porky, daß „Old Loves Die Hard“ allein in der ersten Woche schon 18 900 Exemplare verkaufte und fragte sich nun natürlich, welchen Zweck die Tour noch habe, wo es doch anscheinend auch so ginge, und sie zu allem Übel ohnehin noch hätten draufzahlen müssen. Wo allerdings die „existentielle Krise“ zu suchen war, ist nicht ganz klar:

Alles wegen einer Frau?

Die Band erwartet gegen Ende dieses Jahres noch massig Geld aus Amerika, wo „Illusions On A Double Dimple“ bis auf Platz 32 vorrückte, „Spartakus“ sogar auf Platz 26 kam, und die neue LP mit starkem Aufwind unter den ersten hundert sitzt und wo sie zusammen etwa 400 000 Exemplare umgesetzt haben dürften. In Deutschland liegen die Verkaufszahlen im Schnitt bei über 20 000, die herbeigesehnte Ur-Besetzung war schließlich wieder beisammen – und spielbereit. Wo also lagen die Probleme? Gerüchte sagen, daß Porky’s amerikanische Freundin ihn dazu überredet hätte, doch als Solist weiterzumachen, da dann doch einiges mehr für ihn dabei herausspringen würde. Und wie es aussieht, wird Porky denn auch alleine weitermachen, als Triumvirat natürlich, mit wechselnden Studiomusikern und ohne Tourneen.