Umgedreht


Aus düster mach fröhlich: die ewigen Underdogs auf dem Weg zum Pop-Olymp.

Sie sind der FC Schalke 04 des Düster-Pop: Seit Mitte der Achtziger dümpelt das Quartett aus Chicago nun schon in der globalen Industrial-Liga, hat drei Alben aufgenommen, aber nie den großen Durchbruch geschafft. „Wir haben wirklich alles getan, um ein wenig Aufmerksamkeit zu erhaschen“, gesteht Sänger Christopher Hall. „Da kam es vor, daß wir in einer Woche mit Kiss, Depeche Mode und den Sex Pistols spielten“ – was meistens in gellenden Pfeifkonzerten endete. Noch schlimmer verlief allerdings ihre letzte Headliner-Tour. Da stahl den Jungs eine neue britische Band allabendlich die Show: Placebo. „In New York kam sogar David Bowie auf die Bühne, um mit ihnen ‚Without You I m Nothing‘ zu singen. Das war einfach nicht fair. Wie zum Teufel sollten wir das toppen?“ Überhaupt ist Hall ein ziemliches Sensibelchen. Klein, zierlich, mit sanfter Stimme und psychoanalytischen Texten, die nach Selbsttherapie und Frustabbau riechen. „In der Schule war ich dieses verwirrte Kind mit Robert-Smith-Frisur und Lippenstift, das ständig schikaniert wurde. Deswegen gründete ich eine Band, da konnte ich mich so richtig abreagieren.“ Diese Wut ist längst verflogen – genau wie der düstere Sound der Anfangsjahre. Denn nun versuchen es Stabbing Westward mit euphorischem Alternative-Pop zwischen Filter und Smashing Pumpkins und haben mit „So Far Away“ erstmals so etwas wie eine Hitsingle. „Reiner Zufall“, lacht Hall. „Aber daraufhaben wir ja fast 16 Jahre lang gewartet. Jetzt wollen wir endlich unser Stück vom großen Kuchen.“ -» www.stabbingwestward.com