Unbegrenzte Möglichkeiten


Mit dem Pimps und Schlocks, die HipHop auf MTV verkaufen, haben Dälek nichts gemein: Ihre Musik knackt die Krusten des Genres.

Das schwache Licht vom Display eines iPods weist meinem Stift den Weg übers Papier. Will Brook, MC des Newarker Hip-Hop-Trios Dälek, hält ihn, weil hier im Keller des Kölner Studio 672 der Strom ausgefallen ist. „Dos ganze Haus ist duster“, sagt der Tourmanager. Ob MC Dälek, Octopus und DJ Still auch ohne Elektrizität auftreten könnten? „Keine Chance“, sagt Will. Er könnte doch Gedichte vortragen?. „Naja, vielleicht“, meint er und blickt durch die Finsternis in jenes Eck des Backstage-Bereichs, wo ein Klavier steht, „und dazu was klimpern. Aber ich kann gar nicht spielen. Ich suche immer nur Töne.“ Darin immerhin ist der 29jährige Meister. Es sind nicht die nächstliegenden und vordergründig schönsten Töne, die er findet. Mit ihrer Interpretation von HipHop brechen Dälek die Grenzen des Genres auf. Wer das dritte Album ABSENCE hört, ahnt, dass HipHop mehr sein könnte als Beat, Bass, Stimme und ein paar nette Samples. Dälek erscheinen auf Mike Pattons Ipecac-Label, das behauptet: „Wir machen Leute krank seit 1999.“ „Mit dem Slogan können wir uns identifizieren „, lacht Will. „Wir haben früher Keller-Shows gespielt, bis nur noch drei Leute vor der Bühne standen. Aber das sind genau die Leute, die auch jetzt noch kommen. „

Dälek fordern das Publikum heraus und nehmen dafür weite Wege in Kauf: „In Europa sind die Leute offener für Neues.“ Hier finden Dälek Brüder im Geiste: Ein Album mit Wiener Künstlern um Wolfgang Frisch (Sofa Surfers) soll im April entstehen, eines mil Hans-Joachim Irmlervon Faust ist unter dem Titel DERBE RESPECT, ALDER im Frühjahr 2004 erschienen. „Wir klingen verwandt und haben uns gleich verstanden“, erzählt Will. „Die Woche bei Irmler zu Hause war eine der besten meines Lebens.“ Ihren Durchbruch haben die Jungs noch vor sich. Will arbeitet als Paketfahrer, um seine Miete zahlen zu können. „Das ist okay, um nach einer Tour wieder runterzukommen. Aber Octopus und ich wollen möglichst bald ein Studio eröffnen und von Musik leben können.“ Hauptsache, sie denken an kräftige Sicherungen. Denn ohne Strom kein Dälek.

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