Volxmusik


Leicht gequält schauten die Meppener Ureinwohner drein, als am geheiligten Ostersonntag sintflutgleich eine Horde bemerkenswert schräger Vögel ihr hübsches Provinzstädtchen verunreinigte. Hier also, in der tiefsten nordwestdeutschen Provinz, zwischen städtischem Schießstand und der Tanzschule Schrock-Opitz, hatte sich die Creme de la Creme der deutschen Volxmusik eingefunden, um ihrem Publikum einige kurzweilige Stunden zu bereiten.

Den Auftakt machte Schließmuskel, vier hagere Herren vom Niederrhein und die musikalisch sicherlich ambitionierteste Truppe des Abends. Denn das Quartett kann nicht nur den kompromißlosen Punkbeat ab 220 BPM aufwärts knüppeln, sondern auch mal ä capella in schönstem Harmoniegesang brillieren. Mit der Marschroute „Hey Ho! Let’s Go!“. mit Songs von der neuen Platte „Weniger Fett – Mehr Muskeln“ und altbekanntem Punkmaterial ließen die vier Schließmuskeln die Halle gleich von Beginn an erbeben. Bier und Schweiß flössen in Strömen, die Provinz machte den Pogo. Was die Mimmis dankend aufgriffen. Das quotengeregelte Mischquartett aus Bremen ließ dem Publikum mit ihren Punkhits „Sag nicht nein, wenn ich dich küssen will“ oder „Up’n Land“ keine Atempause. Elli T. Sex an der Gitarre sägte und rückkoppelte, was das Zeug hielt, während Sänger Fabsi seine exaltierte Show abzog. Wild fuchtelnd, wälzend, rennend, schreiend. „Volxmusik ist neu. Und ein klares Statement gegen Faschismus, Rassismus und Ehrenworten.“ Womit die politische Aussage der drei Bands geklärt wäre: Punk-Rock gegen Rechts, gegen Faschismus, gegen Neo-Nazis. Und diese Aussage kam – trotz allen Spaßes und der bemerkenswerten Promillezahl in der Luft – deutlich rüber.

Der kochende Saalhöhepunkt war dann der ausdauernde Auftritt der Abstürzenden Brieftauben. Das Duo Infernal zauberte nur mit Schlagzeug und einer Gitarre seinen typischen treibenden High-Speed-Sound, der – „Im Zeichen des Blöden“ – die Gemüter in Wallung brachte. Die Kids flippten herum, als seien sie musikalisch seit Jahren ausgehungert: Meppen gleich Diaspora. Egal – die Bands genossen die Euphorie und ließen zum Schluß zu „Rockin‘ All Over The World“ gemeinsam die Sau raus. Böckler, der Bassist von Schließmuskel, hat das letzte Wort: „Die Kids lieben uns. Und das ist ein geiles Gefihl. Glaub’s mir.“