Wahnsinns-Gig für Guru Guru


Vor einigen Monaten wurde in Frankfurt eine neue Erfindung vorgestellt: Ein Deutsch-Rock-Festival. Jetzt hat sich in Krefeld herausgestellt, dass Frankfurt nur der Startschuss war für eine Sache, die man möglichst schnell in jeder grösseren Stadt in Deutschland über die Bühne gehen lassen sollte. Der Deutsch-Rock-Zirkus ist tourneereif! Musik Express war gleich mit Volldampf nach Krefeld ausgerückt. Während Lutz Wauligmann die Bühnenansage übernahm (‚Gibt es in Krefeld auch ’ne Groupie-Scene?‘), achtete Karl Heinz Borchert auf das, was die Bands zu bieten hatten:

GURU-GURU

An sich wollte ich das Festival ja Guru Guru-Fete nennen, denn sie hatten einen solch‘ irren Erfolg wie nie zuvor in ihrer Laufbahn. Die Halle drohte vor Beifall zusammenzubrechen, und obwohl die Zeit knapp war, liess sich niemand daran hindern, zwei Zugaben zu erklatschen. Besonders ‚Elektrolurch‘-Drummer Mani Neumaier hatten die Fans ins Herz geschlossen. Sehr gut kam auch Rock-Jazzer Doldinger an, der sich mit neuem Organisten vorstellte. Bei seinen teilweise leisen, lyrischen Songs war es mucksmäuschenstill in der fast ausverkauften Halle.

ZUGABEN

Atlantis hatten wie immer die Fans auf ihrer Seite. Ausser Inga’s neuer Frisur fiel mir auf, dass Atlantis einen fantastischen Bassisten besitzt, der meist nie so recht erwähnt wird. Die Lokalmatadoren Wallenstein aus Mönchengladbach brachten mit ihrem Klassik-angehauchten Rock Stimmung in den Saal, und auch Triumvirat, die 3-Mann-Band mit dem mächtigen Sound, kam gut an. Beide wurden nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen. Amon Düüi II hatten Pech mit der Zeit und der Anlage. Es war nicht ihr bester Gig, doch trotzdem schafften sie es, alle mitzureissen und ihnen die Ohren fliegen zu lassen. Nektar, frisch von der Zappa-Tour zurück und wieder mit eigener Light-Show, spielten zum Schluss des Abends und bewiesen, dass sie auch ohne den Freaky Franky Boy ihren Erfolgskurs fortsetzen können. (Siehe auch Nektar-Interview auf Seite 40). Karthago, meistens sehr erfolgreich, konnte hier nicht recht Fuss fassen, obwohl ihre Show vor Kraft strotzte – wie immer! Die Chris Braun Band stand im Schatten von Atlantis, spielte aber meist ein bischen jazziger, was ihnen ganz gut tat. Jack Grunsky, der österreichische Kanadier, zog mit seinen ruhigen Country-Balladen und Folksongs alle Fans auf seine Seite. Er war einer der wenigen, die es auf zwei Zugaben brachten.

WENIGER ERFOLGREICH

Newcomer Sound Edge stellten teilweise sehr interessantes Material vor, fielen jedoch beim Grossteil des Publikums durch. Dieses Pecht hatten auch Live, Jane, Eloy und Achim Reichel mit seiner Sessiongruppe. Mittelmässig wurden Emergency, Randy Pie, Abacus (teilweise sehr schön) und die Politrocker Franz K. aufgenommen. Hier übertönten die Pfiffe nicht den Beifall. Leider hatten Birth Control Pech mit der Anlage und konnten nicht auftreten. Udo Lindenberg wollte seinem Panik-Orchester erst noch den letzten Schliff geben, bevor er damit auf die Bühnenbretter kommt. Er sagte seinen Auftritt in Krefeld deshalb kurzfristig ab. Vergleicht man Krefeld mit dem ersten Deutsch-Rock-Festival in Frankfurt, so kommt es, trotz einiger Mängel doch ein bisschen besser weg. Es ist mehr als erfreulich, dass Festivals mit ausschliesslich deutscher Besetzung sich immer mehr durchsetzen und Freunde gewinnen. Die fast 5.000 Leute in Krefeld bewiesen, dass unsere Bands langsam auch im eigenen Lande angesehen, akzeptiert und begeistert aufgenommen werden. Durch den grossen Andrang ermutigt, planen die Veranstalter Ende des Jahres in Hamburg schon ein neues Festival in dieser Art.