Warum Stefan Raab beim ESC nichts mehr reißen kann

15. Platz – kein Totalausfall, aber auch nicht das erhoffte Ergebnis.


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Es war ein Auftritt mit viel medialem Echo und nostalgischem Glanz: Stefan Raab kehrte mit Abor & Tynna zum Eurovision Song Contest zurück – als Berater, Strippenzieher, Symbolfigur für das große ESC-Comeback. Doch die Realität nach dem Finalabend war ernüchternd: Deutschland landete mit mageren 151 Punkten auf Platz 15. Nicht katastrophal, aber weit entfernt von einem echten Erfolg. Und vor allem: in der rechten Hälfte der Ergebnisliste, was schon eine herbe Enttäuschung sein dürfte.

Ein Blick auf das Ranking zeigt, wie deutlich die Konkurrenz davonzieht. Österreich dominiert mit 436 Punkten, dicht gefolgt von Israel (357) und Estland (356). Alles Länder, die in den vergangenen Jahren musikalisch mutiger, frischer und internationaler aufgestellt waren.

Auch finden sich mit Schweden (Platz 4) und Italien (Platz 5) zwei Dauerfavoriten erneut in der oberen Tabellenhälfte – ein Beweis für konstante Qualität und ESC-Routine. Griechenland und Frankreich holen respektable Platzierungen, während Länder wie Albanien und die Ukraine punktgleich auf Platz 8 und 9 überraschen. Am unteren Ende der Liste hingegen herrscht Katerstimmung: Spanien (Platz 24), Island (25) und San Marino (26) blieben nahezu chancenlos.

ESC 2025: Heute sind andere Qualitäten gefragt

Dass Stefan Raabs Einfluss nicht mehr das Gewicht früherer Tage hat, liegt auch an der gewandelten Dynamik des ESC. Wo früher schrille Showelemente und einprägsame Hooklines reichten, zählt heute eine Mischung aus TikTok-Tauglichkeit und maximaler Emotionalität. Die deutsche Performance war solide und erhielt sogar von der Ukraine und Tschechien zwölf Punkte, aber am Ende reichte es dennoch nicht, um ganz vorn mitzumischen.

Stefan Raab muss einsehen: ESC-Erfolge sind selten reproduzierbar

Raabs frühere Erfolge, etwa mit Lena Meyer-Landrut 2010, sind ohne Frage spektakulär. Doch sie lassen sich nicht beliebig reproduzieren. Die Zeiten haben sich geändert. Ein erfolgreicher ESC-Beitrag muss heute mehr sein als ein eingängig komponiertes Stück: Er muss kulturell andocken, viral funktionieren, visuell überraschen. All das hat Deutschland 2025 leider wieder verpasst.

Vielleicht ist es Zeit, Raab nicht mehr als großen Retter zu sehen, sondern als Legende, deren Zeit beim ESC glorreich war, aber eben auch ein für alle Mal vorbei ist.