Was Deutschland für Auswanderer lebenswert macht – und was nicht


Job, Familie, Klima, die Liebe – Gründe, das Heimatland zu verlassen und sein Glück an einem anderen Ort der Welt zu versuchen, gibt es viele. Doch wie zufrieden sind nach Deutschland eingewanderte Menschen? Was schätzen sie, was bereitet ihnen Sorgen, was gefällt ihnen gar nicht?

Viele Menschen träumen davon ihre Sachen zu packen und sich ein neues Leben irgendwo im Ausland aufzubauen – viele setzen diesen Traum auch in die Realität um. Ein Anlaufpunkt für Auswanderer aus aller Welt ist InterNations, ein globales Netzwerk, das Menschen mit dem Wunsch auszuwandern und solche, die es bereits getan haben, zusammenbringt.

Jährlich führt InterNations eine Umfrage durch, an der im vergangenen Jahr 14.272 Menschen aus 191 Ländern teilgenommen haben. Es werden hauptsächlich Punkte wie Lebensqualität, wie einfach oder schwer es war in dem fremden Land Fuß zu fassen, Finanzen, die Arbeitssituation und das Leben mit Familie bzw. Kindern, falls vorhanden, abgefragt. Darin sind auch anderen Faktoren wie das Klima, die medizinische Versorgung und die Freundlichkeit der Einheimischen enthalten. Anhand dieser Kriterien ist schließlich ein Ranking aus 67 Ländern entstanden.

Die Top Ten der lebenswertesten Länder für Auswanderer sieht demnach so aus:

  1. Taiwan
  2. Malta
  3. Ecuador
  4. Mexiko
  5. Neuseeland
  6. Costa Rica
  7. Australien
  8. Österreich
  9. Luxemburg
  10. Tschechien

Der Inselstaat Taiwan hat es zum ersten Mal auf Platz eins des Rankings geschafft und liegt in allen relevanten Kategorien stets in der Top Ten. (Lebensqualität, Platz 1; Medizinische Versorgung, Platz 1; Arbeitsbedingungen, Platz 2; Familie und Kind, Platz 8; Finanzen, Platz 1). 93 Prozent der Auswanderer in Taiwan geben an, rundum mit ihrem Leben dort zufrieden zu sein. Das Problem, mit dem sich viele konfrontiert sehen, ist die Sprache – nur 23 Prozent finden, es sei einfach, die Amtssprache Mandarin zu erlernen.

Taiwan stand in der Gunst der Auswanderer stets weit oben und schaffte es nun auf Platz eins des Rankings.
Taiwan stand in der Gunst der Auswanderer stets weit oben und schaffte es nun auf Platz eins des Rankings.

Malta hat Mexiko vom Siegertreppchen gestoßen und auf einen vierten Platz verwiesen. Die Insel im Mittelmeer ist aufgrund des angenehmen Klimas und vor allem der freundlichen und aufgeschlossenen Einwohner sehr beliebt. Obwohl die meisten Auswanderer auf Malta angeben, dass ihr Einkommen geringer sei als in ihrem Heimatland, sind 25 Prozent zufrieden mit ihrer finanziellen Situation. Die Hälfte gab an, dass sie gerne für immer in Malta leben möchte.

Sean Gallup/Getty Images
Die Mittelmeerinsel Malta hat viele Vorteile: Sonne satt, nette Einheimische, entspannte Arbeitsmentalität.

Ecuador führte zwei Jahre lang die Liste der lebenswertesten Länder an, wurde nun vom Thron gestoßen. Die Wirtschaft steckt in der Krise, nachdem der wichtigeste Export-Rohstoff Öl an Wert verloren hat. Als Folge sind die Hälfte der Auswanderer unzufrieden mit der Jobsicherheit, viele fühlen sich nicht mehr sicher in dem südamerikanischen Land, was Ecuador im Ranking der Lebensqualität von Platz zwei auf Platz 18 fallen lässt.

Zu den zehn Verlierern des Rankings gehören folgende Länder:

58. Tansania
59. Italien
60. Qatar
61. Mosambik
62. Ägypten
63. Saudi-Arabien
64. Brasilien
65. Nigeria
66. Griechenland
67. Kuwait

Die drei Schlusslichter Kuwait, Griechenland und Nigeria sind bereits seit Jahren stets die Länder, die am schlechtesten bewertet werden. In Kuwait sind die Auswanderer meist mit ihrem Job und der finanziellen Situation unzufrieden. Ähnliche Probleme offenbaren sich in Griechenland und in Nigeria wird die allgemeine Lebensqualität und die Lebenshaltungskosten als mangelhaft bewertet.

Das allgemeine Ranking der 67 Länder im Überblick
Das allgemeine Ranking der 67 Länder im Überblick

Wie sieht es mit Deutschland aus?

Deutschland ist seit 2014 abgerutscht und steht auf Platz 17 (2014: Platz 12, 2015: Platz 16). Im Großen und Ganzen sind 83 Prozent der Auswanderer, die hier ein neues Leben begonnen haben, zufrieden. Als die wichtigsten Argumente für Deutschland nennen die Zugewanderten den gehobenen Lebensstandard, die Infrastruktur und den Arbeitsmarkt. Die meisten Zugezogenen stammen aus den USA, Großbritannien und Italien, sind im Schnitt 39 Jahre alt und mit 22 Prozent sind die Meisten in der IT-Branche tätig.

Hierzulande ist es sicher, die wirtschaftliche Lage ist seit Jahren stabil, die Infrastruktur und Reisemöglichkeiten sind zahlreich vorhanden und auch das Gesundheitssystem ist ein guter Grund für Auswanderer, um nach Deutschland zu ziehen. Ein neuer Job, der Partner oder ein Studium sind die Hauptgründe, weshalb es Leute hierher zieht. Die meisten der rund 14.000 von InterNations befragten Auswanderer leben in Deutschland, gefolgt von den USA und den Vereinigen Arabischen Emiraten. Deutsche bilden unter den Auswanderern weltweit die vierstärkste Gruppe.

In Deutschland lebt es sich vor allem als Familie gut

Was das Leben mit Familie angeht, liegt Deutschland weit vorne auf Platz zehn. Die Qualität und Bezahlbarkeit der Schulbildung werden als positiv bewertet, ebenso die zahlreichen Freizeitmöglichkeiten für Kinder. 86 Prozent geben an, dass sie sehr zufrieden mit den Möglichkeiten und Lebensumständen für ihre Kinder sind.

21 Prozent der berufstätigen Auswanderer können ihre Kosten mit ihrem Gehalt nach Abzug der Steuer nicht decken. Die hohen Steuersätze werden als ein Grund gegen den Umzug nach Deutschland genannt und führen dazu, dass das Land in Sachen Finanzen im Mittelfeld, auf Platz 33, landet. 62 Prozent bewerten die Lebenshaltungskosten als generell in Ordnung.

Der Großteil der Berufstätigen bewertet die Arbeitszeiten mit rund 39,9 Stunden in der Woche als fair. Im globalen Vergleich sind es nämlich 41,4 Wochenstunden. Fünf von sieben Auswanderern sind zufrieden mit der Jobsicherheit in Deutschland und nennen dies als Vorteil.

Die wichtigsten Erkenntnisse der Umfrage zu Deutschland
Die wichtigsten Erkenntnisse der Umfrage zu Deutschland

Sprachbarriere, mangelnde Freundlichkeit, schlechtes Wetter

Die Zufriedenheit in Deutschland ist also generell hoch, doch es ist der Start, der den meisten Neulingen das Leben schwer macht. Die Freundlichkeit der Einwohner gegenüber Familien wird als besonders schlecht bewertet – hier reicht es nur für einen 41. Platz von insgesamt 45. Die Sprachbarriere und die eher zurückhaltende Art der Deutschen führt dazu, dass Deutschland auf Platz 57 von 67 landet, wenn es um die Frage geht, wie leicht es war hier Fuß zu fassen.

Eingewanderten fällt es demnach sehr schwer Kontakte zu knüpfen, Anschluss zu finden und von Deutschen „akzeptiert“ zu werden. 62 Prozent geben an, dass sie das Erlernen der deutschen Sprache als kompliziert erachten, was man darauf zurückführen könnte, das rund die Hälfte der Auswanderer hierzulande generell große Schwierigkeiten hat Deutsche kennenzulernen. Bei der Freundlichkeit wird Deutschland daher mit einem Platz 55 abgestraft. Nach einer ersten Eingewöhnungsphase finden 58 Prozent das Leben hierzulande dann aber doch sehr schön.

Kaum verwunderlich: die meisten Auswanderer finden die Natur in Deutschland sehr schön und bewerten die zahlreichen Freizeitangebote als positiv.
Kaum verwunderlich: die meisten Auswanderer finden die Natur in Deutschland sehr schön und bewerten die zahlreichen Freizeitangebote als positiv. Hier zu sehen: die sächsische Schweiz.

Ein weiterer Faktor bereitet vielen Probleme: das Wetter. Ein Drittel finden das Klima in Deutschland alles andere als toll. Darüber können sie aber offenbar hinwegsehen, denn 89 Prozent bewerten die natürliche Umgebung, also die Landschaft Deutschlands, als sehr positiv. Einer von drei Auswanderern kann sich vorstellen, hier sein ganzes Leben zu verbringen.

Auf diesen Plätzen ist laut der Bewertungen der Auswanderer Deutschland in den einzelnen Kategorien bzw. Unterkategorien gelandet:

Lebensqualität: Platz 9 von 67

Freizeitmöglichkeiten: 43

Zufriedenheit: 37

Reise & Transport: 8

Gesundheit: 7

Sicherheit: 15

Medizinische Versorgung: 8

 

Ankommen im fremden Land: 57

Willkommen fühlen: 49

Freundlichkeit: 55

Freunde finden: 58

Sprache: 60

 

Arbeit: 3

Job und Karriere: 19

Work-Life-Balance: 12

Jobsicherheit: 2

 

Familie: 10

Kinderbetreuung und Ausbildung: 22

Kosten für Kinderbetreuung und Ausbildung: 8

Qualität der Ausbildung: 15

Wohlbefinden der Familie: 16

 

Finanzen: 33

Lebenshaltungskosten: 23

Alle Ergebnisse der Umfrage von InterNations findet Ihr hier.

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