Wer hätte das gedacht: Political correctness ist Amerikas neuen Punk-Gipfelstürmern Goldfinger aber sowas von Wurst!


Schuhe müssen John Feldmann und Simon Williams schon lange nicht mehr verkaufen. Im NANA, einem von trendigen Teenies fleißig frequentiertem Boot-Store in LA, lernten sich die beiden vor acht jähren kennen und als Kollegen schätzen. Kollegen sind sie bis heute geblieben: als Sänger und Bassist der Punk-Jungspunde Goldfinger. Fehlen noch Gitarrist Charlie Paulson und Drummer Darrin Pfeiffer, die „aufgrund gemeinsamer musikalischer Interessen“ im kalifornischen Asphalt-Dschungel „wie selbstverständlich“ dazustießen. Mit dem selbstbetitelten Debütalbum gelang dem Quartett ein Paradestart. Von Null auf Hundert sozusagen, für amerikanische Verkehrsregeln fast ein wenig zu schnell. Schuld war die erste Single ‚Here In Your Bedroom‘, ein als Midtempo-Ska eher verhalten beginnender, aber schließlich in wüstem Punk-Gebräu endender Song, der es bei den lokalen Radiosendern in LA. binnen Tagen zur Heavy Rotation brachte. „Zwar hatten wir es schon immer vor, trotzdem kommt unser Erfolg überraschend!“, zeigt sich Feldmann sehr zufrieden. „Genau so hatte ich mir mein Leben vorgestellt. Mit soviel Spaß habe ich dabei jedoch nicht gerechnet.“ Spaß, den Goldfinger zugleich in ihren Songs zum Ausdruck bringen. Nicht von der so trendigen political correctness sind ihre Songs geprägt, sondern von den einfachen Dingen des Lebens. „Klar sind die Themen teilweise banal. Aber nicht für mich, denn ich habe das, was ich da singe, tatsächlich erlebt“, räumt Feldmann mit den Kritikern auf, die ihm aus intellektuellen Mangelerscheinungen einen Strick drehen wollen. „Ich sehe mich nicht als Sprecher einer Generation. Den Job der Weltverbesserer erledigen schon andere Bands. Da müssen wir uns doch nicht auch noch darum kümmern, oder?“ In der Tat, sie müssen nicht. Die in ‚My Girlfriend’s Shower Sucks‘ besungene hundsmiserable Qualität des außerdem eiskalten Duschwassers tut’s auch. Wirklich wichtig nehmen Goldfinger eben nur eins: die Qualität der Songs. „Schau dir Bands wie die Beatles an: Ihre Songs haben die Jahre überdauert, weil sie gut waren und es darum auch heute noch sind. Das zählt, nichts anderes.“ Leere Worte oder ernstzunehmender Anspruch des Songwriters? Letzteres. An Ohrwurmcharakter und Party-Kompatibilität mangelt es Goldfinger nämlich ebenso wenig, wie an Abwechslungsreichtum. Nicht von der Verquickung verschiedener Elemente wie Punk, Rock, Pop und Ska sollte darum die Rede sein, sondern vielmehr von der Fähigkeit, jedes einzelne der Genres auch im Rohzustand zu beherrschen. So bewegt sich die rotzfreche Viererbande bei ‚King For A Day‘, von einigen wenigen Gitarrenattacken abgesehen, in glasklaren Skagewässern, um es bei ‚Mind’s Eye‘ ohne Umschweife krachen zu lassen. Kein Vermengen verschiedener Zutaten in einem Topf also, sondern Herauspicken und appetitliches Servieren der wesentlichen Elemente. Auf der Bühne ist jedoch Fast-Food angesagt. Hierzulande sogar im Vorprogramm der Toten Hosen.