We’re lost in Music


Download-Shops im ME-Praxistest. Diesmal: Medionmusic.com

Als passionierter Vielkäufer bei ALDI weiß man natürlich sofort Bescheid. Genau: Medion liefert dem Billigdiscounter wöchentlich Elektronikschnäppchen von der Digicam bis zum Notebook ins Regal. Jetzt steigt der Zulieferer auch noch ins virtuelle Musikgeschäft ein. Seit Dezember letzten Jahres bietet Medionmusic über 450.000 Titel im Internet feil. Der Music Shop ist auf den ersten Blick nicht sonderlich aufregend – eher nett bis funktionell. Doch bei der ersten Test-Suche ist man angenehm überrascht. Was neueres Repertoire angeht, scheint der Shop gut sortiert. Die aktuellen Alben von Kasabian, Cake oder Eminem sind sowohl komplett als auch songweise vorhanden. Witzig, daß bei der Eminem-Suche auch ein Audio Book angeboten wird. „Die Erfolgsstory von Eminem“ tröpfelt aber nur kapitelweise für je stolze 1,29 Euro (zehn Kapitel gibt es) in Form von WMA-Files auf den heimischen Rechner. Der Independent-Bereich läßt mal wieder zu wünschen übrig. Von den Chicks On Speed gibt’s nur einen älteren Song, LeTigre ist ebenso unbekannt wie Franz Ferdinand oder die Libertines. Na ja, wen wundert’s – schließlich taucht auch bei der Genre-Suche nirgends so etwas wie „Independent“ „Experimentell“ oder „Electro“ auf. Bizarres liefert dafür ein Blick in die Schublade „Jazz“: Unter „Neuerscheinungen“ steht Herbert Grönemeyer mit dem 2004?!er Album CHAOS!? (übrigens direkt über dem guten Miles Davis – wenn der wüsste …). Das Beste: Herbie singt in seiner unverwechselbaren Art und Phrasierung englisch – das ist eine so wertvolle Erweiterung meines Musikjournalisten-Horizonts, dass Medion dieser Fehltritt verziehen sei. Fast schon etwas berauscht von solch unerwartet grenzwertigen Erfahrungen, klicke ich mich durch die Rubrik „Folk“. Aber nix geht, es gibt keinen Folkkünstler mit den Anfangsbuchstaben A, B, C (Cohen?) oder D (Dylan?). Schade eigentlich … Und ein letztes Mal lästern: Sollte – wenn eine Band überhaupt – dann nicht Pearl Jam unter „Alternative“ eingeordnet werden? Nein? Gut, dann habe ich mich eben getäuscht, liebe Musicshop-Betreiber. Fazit: Der Medionmusic-Shop bietet ein ordentliches Repertoire für durchschnittlich 1,29 Euro pro Song. Die Probleme mit der Stil-Definition mag man „Anfangsproblemen“ zuordnen können; trotzdem fehlt dem Testkandidaten in jedem Fall eine redaktionelle Betreuung und eine komfortablere Such/Stöber-Möglichkeit.

www.medionmusic.com Bezahlung: Firstgate, Worldpay/Kreditkarte Preis: 0,89 bis 1,35 Euro pro Song, Alben 9,99 bis 13,49 Euro Format: WMA.MP3