Zeromancer wollen raus aus der Gothic-Ecke und rauf auf die großen Weltbühnen.


Natürlich kennen wir Rune Bratseth“, sagt Sänger Alex Moklebust (29), Ex-Seigmen-Mitglied und – gemeinsam mit Bassist und Vokalist Kim Ljung – Chefdenker von Zeromancer, Norwegens Antwort auf Depeche Mode. Jener Rune Bratseth, einst Erfolgsgarant von Werder Bremen, heimste höchste Ehren in Europa und Deutschland ein. Und eben hier ist auch der Markt von Zeromancer, einer Formation, die oft in die Gothic-Ecke abgedrängt wird. Sehr zum Leidwesen der fünf Musiker. Alex: „Diese Düster-Schublade nervt uns. Wir spielen für alle. Für uns gibt es nur gute und schlechte Musik, keine Kategorien!“

Das neue Album („Eurotrash“) enthält den Titel „Germany“, und auch das letztjährige Debüt „Clone Your Lover“ beinhaltete teutonisches Titelgut. Dies ist jedoch reiner Zufall: „‚Opelwerk‘ war nur ein Arbeitstitel, der nicht mehr geändert wurde.“ Dennoch würde Maklebust gerne Deutsch sprechen, da er bis dato nur die Schimpfworte beherrscht. Und die findet er langweilig.

Daher bestimmen nicht deftige Flüche, sondern ironische Äußerungen das Bandgeschehen. So sagt der Zeromancer-Frontmann über die Lyrics von „Need You Like A Drug“: „Jeder hat seine persönliche Droge. Wir kompensieren das durch Gigs, andere dagegen müssen vom Dach springen.“ Ebenso wenig ernst gemeint war die Idee, einen 80er-Jahre-Hit von Real Life zu covern. „Dadurch, dass wir ‚Send Me An Angel‘, neu interpretierten, haben wir diesen Witz sogar noch getoppt.“

Obwohl man dagegen halten kann, dass Moklebust diesen angeblichen Witz noch selbst unterstützt hat, besitzt er doch besagtes Stück als 7-Inch-Scheibe in rotem Vinyl. Dennoch ist er von der Zeromancer-Interpretation überzeugt: „Es stimmt nicht, dass alle Originale besser sind als etwaige Coverversionen.“ Im Gegensatz zu Real Life sind Zeromancer mit anderen Bands zumindest latent seelenverwandt. Mit Depeche Mode zum Beispiel. Und mit vielen US-Truppen, deren Sound die Norweger beeinflusste, als die Band noch in Los Angeles wohnte. Mittlerweile nennt das Fünfergespann wieder Oslo sein Zuhause, da Europa von dort aus leichter zu betouren ist.

Dennoch sind Zeromancer diesbezüglich nicht ganz zufrieden: „Leider lässt man uns auf großen Festivals immer mittags auftreten. Aber wenigstens spielen wir auf der großen Bühne.“ Abgesehen von der guten Ausgangsposition für Europa-Tourneen verbindet Zeromancer nicht viel mit ihrer Heimat. So wurden bereits zur Seigmen-Ära die Texte von Norwegisch auf Englisch umgestellt, da ihre Muttersprache nach Ansicht der Musiker nicht genügend Ausdrucksvielfalt aufweist. Bestens vertraut mit der Weltsprache sind Zeromancer nicht erst seit ihrem Amerika-Aufenthalt, sondern schon seit dem frühesten Jugendalter – PC und Co. sei Dank. „Wir sind totale Computerfreaks, ohne die Technik läuft nichts mehr. Unsere gesamte Musik ist darauf aufgebaut“, sagt Alex. Was dem Sound nicht primär zu entnehmen ist. Denn obwohl harte Keyboards im Vordergrund stehen, gingen Zeromancer ansonsten gut als melodische Punk’n’Roll-Depeche-Mode-Truppe mit US-Anleihen durch.

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