Zurück aus der Gruft


Wenn DJ s, die sich nicht um gängige Dancefloor-Kategorien scheren, eine längere Pinkelpause einlegen wollen, legen sie noch heute gern „Sittin‘ In The Dark“ auf den Plattenteller. Die knapp 13minütige Marathonnummer hielt Carolyne Mas auch dann im Gespräch, als sie sich anno ’82 nach mäßigen Plattenverkäufen und enervierenden Rechtsstreitigketten mit Plattenfirma und Management völlig aus dem Musikgeschäft zurückgezogen hatte. Das kleine Hannoveraner Label Still Sone Records holte die kleine New Yorkerin jetzt mit dem Album ACTION PACT und einer Tournee aus der Versenkung zurück. „Die meisten Frauen“, klagte Carolyne Mas noch 1981, „spielen doch nur deswegen nicht live, weil man ihnen jahrelang gesagt hat, daß sie gefälligst den Mund zu halten hätten. Nicht mit mir.“ Inzwischen hat die Dame ja reichlich femininen Flankenschutz bekommen. (jf)

„Donald Duck ist der größte Taoist unserer Zeit. Er vereinigt alle Widersprüche dieser Welt zu einer großen Einheit.“ Ernst meint er das nicht, der 48jährige Amerikaner Van Dyke Parks, aber in seiner nunmehr 22 Jahre alten Karriere als der Querkopf Kaliforniens hat er sich und seine (wenigen) Platten nie sonderlich wichtig genommen. Dennoch ist Entenhausen überall – zumindest auf Van Dykes neuestem Dr. – Seltsam – Streich TOKYO ROSE. Mehr als 40 schräge Minuten lang verbindet er mit großem orchestralen Aufwand das schönste, was West und Ost zu bieten haben: Country-Songs mit fernöstlicher Pentatonik, die britische Nationolhymne in Shakuhachi-Version, Micky-Mouse-Romantik im Schmelz der Salonorchester des späten Jugendstils. Van Dyke Parks, als 13jähriger Bub Kinder-Star in Hollywood, hat lange Erfahrung mit Zeichentrick-Musik: Für etliche Disney-Streifen schrieb er den Soundtrack. Doch erst TOKYO ROSE beweist, was Entenhausener immer verschwiegen haben: Donald hat Schlitzaugen!