Belle & Sebastian – The Life Pursuit :: VÖ: 10.2.

Seit Stuart Murdoch Interviews auf Rheindampfern gibt (2005) und sich in Teestuben und Hotelsuiten mir Journalisten trifft (2005), die er früher gerne mal pauschal der falschen Kontextualisierung verdächtigte, muß etwas Grundlegendes bei Belle & Sebastian passiert sein. Regierungswechsel, Klimasturz, Midlife-Crisis – etwas in dieser Preisklasse. Der Rückzug vor den Medien war jahrelang Teil einer Inszenierung, die bis in Videos und auf CD-Cover reichte und das Ziel verfolgte, die Bandsphären konsequent zu verrätsein. Perfektes Pendant auch zu den fein gesponnenen Geschichten von Verletzung, Verwirrung und Entfremdung. Das Oktober 2003 erschienene Album DE AR c ATASTRO-PHE WAITRESS markierte dann die Zeitenwende mit einem Feldaufschwung zum Ausproduzierten und -definierten, Trevor Hörn hatte Murdoch und seine Lieben einfach mal an die Hand genommen und geschaut, was so passierte. Und Murdoch wollte mal daran fühlen, wie es so als Popstar sein kann. THE LIFE pursuit ist nach DEAR CATASTROPHE waitress die Platte, mit der Belle &. Sebastian sich am weitesten von ihren Ursprüngen entfernt haben (und das hat wahrscheinlich am wenigsten damit zu tun, daß sie mit Tony Hoffer in L.A. aufnahmen). Fans seit tiger-MILK-Tagen dürfen jetzt mal kurz schlucken und im Glamrock baden („The Blues Are Still Blue“), eine Schande eigentlich, daß das Leben nie so sonnig sein kann wie in einigen neuen Songs von Belle & Sebastian („Another Sunny Day“, „Song For Sunshine“). Murdoch hat sich vom hakenschlagenden Folksong scheint’s endgültig verabschiedet, von den kathartischen Gitarren-Trompeten-Aufbauten, und läßt lieber Motown-Beats und Streicher in feinen Dosen auffahren – Wohlfühlpop mit starkem Sixties- und Seventies-Aromen („Funny Little Frog“, „ForThe Price Of A Cup Of Tea“). Das hat jenes Format, das man vom Songwriter Murdoch erwarten mußte, und öffnet sich dennoch vorsichtig der neuen Mitte im. pardon, „Britpop“. Der Blick aufs Cover sorgt für Sicherheit im Sturm der Erneuerung: In bekannter Belle-And-Sebastian-Tradition ist dott nicht die aktuelle Band zu sehen, this years model heißt Alexandra Klobouk, sie ist die Gewinnerin des „Catastrophe Waitress“-Wettbewerbs und kommt aus Berlin. Danke Stuart Murdoch, jemand möchte da am Popstardasein schnuppern.

www.belleandsebastian.com