Amanda Lear – The Sphinx – Das Beste aus den Jahren 1976-1983

Multilingual Reizfigur, selbstbewusste Dali-Muse und androgynes Rätsel – Amanda Lear darf getrost als der Disco-Ära mysteriösestes Fragezeichen tituliert werden. Lears Biografie. die angeblich am 18. November 1946 in Hongkong oder doch sieben Jahre früher beginnt, gestaltet sich als ein Hort der Spekulationen, Halbwahrheiten und Legenden, wie sie vielleicht nur noch die peruanische Mambo-Chanteuse Yma Sumac vorweisen kann. Bis heute wurde nicht eindeutig geklärt, ob die spätere „Peep“-Moderatorin nun als Tochter oder Sohn eines französischen Offiziers und einer chinesisch-russischen Mutter zur Welt kam. In letzterem Falle wäre ihr ursprünglicher Name Alain Tapp, der sich in den frühen 60er Jahren als Travestiedarsteller Peki D’Oslo im Pariser Cabaret „Carrousel“ verdingte, bevor Freund und Mentor Salvador Dali eine Geschlechtsumwandlung in Casablanca zahlte. Die Jahre als Fotomodell und Liebling der Pop-Prominenzvon Swinging London, u.a. zählten Brian Jones, Jimi Hendrix und die Beatles zu ihren Freunden, leiteten in jene Phase, als Amanda Lear als Coverdomina für Roxy Musics FOR YOUR PLEASURE zur Euro-Disco-Queen stilisierte. Bis Anfang der 80er Jahre hielt die Lear in Lack, Leder, Satin und Strapsen Charts und Tanztempel der Republik mit selbst getexteten, zumeist von Anthony Monn und Harold Faltermeier auf den gertenschlanken Leib produzierten Hymnen auf Trab. THE SPHINX -DAS beste AUS DEN JAHREN 1976-1983 sammelt erstmals auf drei CDs und mit 42 Tracks Essenzielles jener Zeit. Klassiker wie „La Bagarre“, „Follow Me“, „The Queen Of Chinatown“ und „Blood And Honey“ ergänzen sich mit Keytracks diverser massenkompatibler Longplayer. Die eine oder andere rare 45er-12-inch- und Album-Version findet sich ebenso wie hierzulande relativ unbekannte Italo-Hit-Ware. Zwischendurch auftretender musikalischer Dunnschiss bleibt bei so einer Kollektion freilich nicht aus. Nicht auszudenken, wenn Amanda mit der rauchigen Stimme noch rechtzeitig unter die Fittiche eines Frank Farian (Boney M.), Giorgio Moroder (Donna Summer) oder Alex Sadkin (Grace Jones] geraten wäre. Punktabzug gibt’s für die unverschämt einfallslose Verpackung, das nichtchronologische Tracklisting, das Fehlen der ersten Single „Trouble“ und den Mangel an kompetenten Liner-Notes.