Das Racist im Rauch des Grünen


Hip Hop kann wieder lachen. Drei Beastie Boys überzeugen mit Chaos, Humor und lustige Zigaretten - wie in einem Cheech-&-Chong-Film.

Ein Interview mit Das Racist ist ein bisschen so wie eine Filmszene aus einem Cheech & Chong Streifen. Ähnlich wie bei den legendären Marihuana-Komödianten löst sich der Sinn des Gesprochenen im Rauch des Grünen auf.

Die drei MCs Himanshu „Himan“ Suri, Victor „Cool A.D.“ Vazquez und Ashok „Hype Man“ Kondabolu sitzen in der Küche ihres Apartments in Bushwick/Brooklyn. Das heißt wenn sie nicht gerade 3-Dollar Steaks aus dem Supermarkt brutzeln, dem Vermieter zwischen Tür und Angel den ausstehenden Monatsanteil berappen, lustige Zigaretten rollen oder einen Nachbarn kurz das Klo benutzen lassen.

Interviewfragen werden wie Fußbälle hin und hergespielt und unter großem Gelächter so lange angeschnitten, bis niemand mehr weiß, worum es geraden eben ging. Doch dieser Wahnsinn hat Methode. Szenarisch improvisierend und im Dialogverfahren, so schreiben Suri und Vazquez ihre Rhymes, die dann möglichst zügig über „ausgeliehene“ oder von Freunden produzierte Beats ausgebreitet werden. Und so entstand auch der bisher größte Hit des Trios. „Combination Pizza Hut and Taco Bell“ entwickelte sich in den USA zum inoffiziellen YouTube Sommerhit des letzten Jahres. Über einen staubtrockenen Beat wiederholen Das Racist einen einzigen Satz: „I like the Pizza Hut, I like The Taco Bell, I like the combination Pizza Hut & Taco Bell“.

Für die einen purer Nonsense zum Vergessen, schwärmten Blogger und Musikkritiker über die subtile, auf den Punkt gesungene Kunsumkritik (die beiden Fastfood Ketten gehören zu einem Konzern). Ähnlich wie die Beastie Boys in den 80er Jahren oder aktuell Die Antwoord polarisiert der humoristische Ansatz von Das Racist. Allein der Name ist ein Wortspiel mit Vernebelungscharakter.

Die Eltern von Suri und Kondabolu sind aus Indien zugewandert, Vasquez‘ Background ist afrokubanisch. „Wir sind eine typische Rap-Band des Jahres 2010. Die Zusammensetzung ist ein Abbild der modernen US-Gesellschaft“, so Suri in einem lichten Moment. Mit ethnozentrischen Botschaftern oder reinen Parodisten wollen die drei MCs allerdings auch nicht verwechselt werden.

Das Racist funktioniert vielmehr wie eine wildgewordene Suchmaschine, die ein ausgesprochen fundiertes Wissen über Hip Hop mit dem Informationswahn des Web 2.0 und dem American Way Of Life verlinkt, „zu dem natürlich auch die Erfahrung als „First Generation Immigrant Kid“ gehört“ (Suri). Sie selbst nennen ihr Referenzstakkato „Pottery“ zu Deutsch „Töpferei“ – eine Kombination der englischen Wörter Pot und Poetry. Ja, darüber würden Cheech & Chong sicher auch irre lachen.

2006

Suri und Vazquez lernen sich an der Wesleyan Kunstuni in Connecticut bei einer Lehrveranstaltung über Rassismus kennen und gründen Das Racist.Zur gleichen Zeit studieren dort auch Mitglieder der Bands: MGMT, Chairlift, Amazing Baby und Boy Crisis, die später nach Brooklyn ziehen und dort als „Wesleyan Mafia“ bezeichnet werden. Vazquez ist auch Gründungsmitglied von Boy Crisis.

2009

Das im November 2008 aufgenommene “Combination Pizza Hut & Taco Bell” taucht schlägt auf YouTube ein wie eine Bombe. Das Racist lassen sich auf einen publizistischen Schlagabtausch mit Kritikern über den aktuellen Stand von Hip Hop ein.Ashok „Hype Man“ Kondabolu stößt als dritter MC zur Band.Im Dezember veranstalten Das Racist ein mehrtägiges „Minority Fest“ in Brooklyn über das Thema Rassismus und Kunst.

2010

Veröffentlichung des 17 Tracks umfassenden, ersten Mixtapes „Shut Up, Dude!“ auf der Bandsite zum Gratis Download. Noch immer gibt es weder einen pyhsikalischen Tonträger noch ein veröffentlichendes Label. Im Spätsommer soll das zweite Mixtape unter der Patronanz von Diplo und Mad Descent erscheinen.