Iron And Wine

Ghost On Ghost

4Ad/ Beggars / Indigo

Jazz-Pop-Annäherungen an die Meisterwerke der 1970er.

Mit dem 2011er-Album KISS EACH OTHER CLEAN hatte Sam Beam begonnen, sich von seinen Singer-Songwriter-Anfängen zu entfernen und an einem ambitionierten Fusion-Projekt zu arbeiten. In seinen Songs fanden Elemente aus Folk, Americana, Jazz, Blues und Seventies-Pop ganz organisch zusammen, untermalt von Xylofon-Melodien und dem Gluckern glücklicher Synthesizer. Auf GHOST ON GHOST spielt der Texaner, begleitet von einem Verein von Alleskönnern (u. a. Mitglieder der Bands von Bob Dylan und Antony Hegarty), diese Idee einer zeit- und raumübergreifenden amerikanischen Pop-Musik in diverse Richtungen weiter. „Caught In The Briars“ heißt der Eröffnungssong. Er beginnt mit einer kurzen Latin-Rhythmus-Sequenz, die Platz macht für eine akustische Gitarre. Was sich dann so langsam aufbaut, ist ein Gospelstück, wie man es vielleicht von Van Morrison erwarten kann. Ein Song, der den Zusatz „adult orientated“ gerne tragen darf und in einem leicht angejazzten Instrumentalpart ausgeblendet wird. Beam läuft in diesen zwölf Songs zur Hochform auf, seine Musik besitzt heute die Ausgeschlafenheit der besten Steely-Dan-Songs, sie erinnert an die Verschwendungssucht eines Todd Rundgren in den frühen 70er-Jahren und findet mit schöner Regelmäßigkeit wieder zu sich selbst zurück. Die Bläser- und Streicher-Arrangements tragen längst so etwas wie ein Gütesiegel, sie untermalen die Songs, überschreiben sie für ein paar Sekunden, sie verleihen ihnen die akustischen Ausrufezeichen auf dem gedämpften musikalischen Feld, das Beam mit seiner sanften Stimme so wunderbar bestellt.