Mayer Hawthorne

Where Does This Door Go

Universal Republic

Nicht mehr nur reiner Retro-Soul. Der Sänger tastet sich weiter in anliegende Klanggebiete vor.

Der aus der Gegend von Detroit stammende und heute in Los Angeles lebende Sänger ist bei uns erst einige Jahre bekannt. Dennoch muss er langsam zeigen, wozu er imstande ist. Ewig wird sein Retro-Soul-Trick allein nicht tragfähig genug sein, auch wenn er den wirklich gut beherrscht. Das hat Mayer Hawthorne offensichtlich begriffen. Zum ersten Mal wagt er sich in Nebengebiete des Soul vor. Ein wichtiger Bezugspunkt sind Steely Dan, die in „Back Seat Lover“ und „The Stars Are Ours“ Spuren hinterlassen haben. Wer am formidablen „Wine Glass Woman“ maßgeblich beteiligt war, hört man sofort. Pharrell Williams hat schon zu frühen Zeiten mit N*E*R*D* versucht, rüttelnden Funk mit dem Melodienreichtum des Soft-Rock zu verbinden. Durch Hawthorne fühlte er sich daran erinnert, dass dieser Ansatz nicht so verkehrt war. Britpop spielt auf diesem sehr unterhaltsamen Longplayer ebenfalls hinein. Im Titelsong entdeckt man entfernte Ähnlichkeit mit „Wonderwall“ und zum Schluss in „All Better“ klingen die Beatles durch. Nähe zum HipHop hatte der Sänger schon mal mit einem Gastspiel von Snoop Dogg suggeriert. Jetzt hat er auf Kendrick Lamar bestanden, der in „Crime“ den bösen Compton-Stil hervorkehrt. Die Synthesizer in „Corsican Rosé“ stellen ein von diesem Interpreten bisher nicht genutztes Stil­element dar. Auch sie erweisen sich als patentes Mittel, mit deren Hilfe Hawthorne sein Ziel, eine Mischung aus Tanzbarkeit und Pop-Sensibilität zu kreieren, hervorragend in die Tat umsetzen kann.