Fatima Al Qadiri

Asiatisch

Hyperdub/Cargo

Neue Weltmusik: Musikalische Klischees aus Osten und Westen heben sich bei der Senegalerin gegenseitig auf.

Das chinesische Wort „Shanzai“ steht für die in Asien sehr beliebten Fälschungen von Markenprodukten aus dem Westen. Zum Beispiel Sneakers mit drei Streifen. „Shanzai“ heißt der erste Song auf dem ersten Album von Fatima Al Qadiri. Und der ist auch ein Musterexemplar an Fälschung – adibos statt adidas. Zunächst überkommt den Hörer ein komisches Gefühl der Vertrautheit. Kennste? Ja. Nein. Vielleicht. Es ist wirklich: „Nothing Compares 2 U“, der Prince-Schmachtfetzen, der/den Sinéad O’Connor zu Weltruhm gebracht hat.

Al Qadiri ist eine multidisziplinär agierende bildende Künstlerin und Musikerin, geboren im Senegal, aufgewachsen in Kuwait, lebt heute in Brooklyn. Nach einer Reihe von 12”s erscheint ihr erstes Album – beim Londoner Hyperdub-Label. Auf ASIATISCH gehen Versatzstücke aus asiatischer (chinesischer) Musik und postmodernistische Beigaben aus Bassmusik, Garage, Grime eine Verbindung ein.

Und die andere Verbindung, die „geschäftliche“ mit Hyperdub, legt Insider-Spuren aus in die Musikgeschichte. Dub und –step und Bassmusik waren schon immer zu haben für einen Flirt mit Exotik und östlich geprägtem Mystizismus. Gongs und Flöten und Steel Drums vermitteln ein Asienbild wie aus dem westlichen Setzkasten zusammengebaut.

Das und die choralartigen Soundflächen, circa TRANS EUROPA EXPRESS, und die Subbässe ergeben minimalistische, weitgehend gar nicht so unabstrakte Soundkonstruktionen. Die musikalischen Klischees (man beachte auch das Covermotiv) aus beiden Welten heben sich gegenseitig auf, sodass aus zwei Klischees eine Wahrheit wird. Die mag nur künstlerisch Gültigkeit haben und nur innerhalb des Systems Fatima Al Qadiri, aber Wahrheit bleibt Wahrheit.