Archive

Axiom

Dangervisit/[PIAS] Coop

Das britische TripHop-Quintett entledigt sich weitgehend der Rock-Elemente.

Nach jeder Album-Veröffentlichung bekamen Archive zu hören, dass sie mal wieder einen Soundtrack zu einem Film komponiert haben, der noch gar nicht existiert. Oder, dass es unbedingt einen Film zum neuen Album geben müsste, aber letztendlich scheiterte die Idee immer an der Finanzierung. Dieses Kapitel wurde nun geschlossen. Die im TripHop der frühen 90er-Jahre groß gewordenen Briten konnten mit dem Spanier Jesus Hernandez einen Regisseur finden, der ihre Musik visualisierte, der die vorgelegten Sounds gar wie eine Script-Vorlage las.

Der im April beim London Sundance Film Festival uraufgeführte, anti-utopische Fantasy-Streifen (in ihm geht es um Menschen, die in einer Untergrund-Stadt auf einer entlegenen Insel namens „Axiom“ leben, wo eine Glocke das Schicksal bestimmt) entstand also erst nach der Musik. AXIOM – für das Archive nur zwölf Tage im Studio und ein paar zum Mixen brauchten – war bis auf ein paar Detailarbeiten fast fertig aufgenommen. Erst dann entstand der Kontakt nach Spanien, und streng genommen handelt es sich bei AXIOM deshalb auch um keinen Soundtrack. Leider will die Platte nicht immer funktionieren. Vielleicht auch, weil man verwöhnt war von Archive in den vergangenen Jahren. Verwöhnt von der Großtat WITH US UNTIL YOU’RE DEAD (2012) oder der imposanten 2011er-DVD LIVE IN ATHENS, die überwältigende Prog-Rock-Elektronik-Stücke samt Störgeräuschen ins Zentrum stellen.

Nun klingt vieles, wenn auch nicht alles anders, ungleich getragener, und es kommt auch kaum noch zu diesen Explosionen und Implosionen der Gefühle. Beim Opener „Distorted Angels“ wartet man vergebens, dass der Song sich endlich entwickelt und Tempo aufnimmt. Im Anschluss durchzieht das Glockengeläut der Greenwich Church das Titelstück „Axiom“, und wieder fehlen die dynamischen und aufwühlenden Prozesse, die erst in „Baptism“ und „Transmission Data Terminate“ zum Tragen kommen. Finster geht es zu in diesen Tracks, der Bass wummert, die Klänge sind so unheilvoll, wie man das von Massive Attack kennt. Danach werden Archive wieder sakral, träumerisch und auch pathetisch in einem Maße, das vielleicht die dazugehörigen Bilder in deren Wirkung verstärkt. AXIOM allein aber machen sie etwas zu schwelgerisch, was sehr hübsch, aber leider nicht zwingend klingt.