Sie hatten sich aus den Augen verloren, Ola Fløttum und Glitterhouse Records. Dabei sorgte der norwegische Melancholiker mit anderen Gruppen wie Savoy Grand, Timesbold und Woven Hand dafür, dass das an der Weser angesiedelte Label einen Imagewechsel erfuhr. Ola Fløttum ist White Birch, und deren kleines Meisterwerk STAR IS JUST A SUN gehört zum Allerbesten innerhalb des Label-Kataloges.

Die CD-only-Veröffentlichung stammt aus 2002, vier Jahre später lösten sich The White Birch auf und entschwanden. Dachte man! Da tauchte mit „Lantern“ ein Song im Netz auf, der im Eskil-Vogt-Film „Blind“ zu hören ist. Eine der Hauptrollen des 2014 beim Sundance Film Festival und auf der Berlinale präsentierten Streifens bekleidet Ellen Dorrit Petersen, die Ehefrau von Ola Fløttum und Sängerin auf „Lantern“. Ein Anruf mit der Frage folgte, ob noch mehr Material existiert, und die Antwort war: Ja! Allerdings war es ein komplizierter Weg, bis der Multiinstrumentalist ein Dutzend Songs fertigstellen konnte.

Annähernd acht Jahre werkelte er an seinen Tracks, drehte jede Note um, verwarf, begann neu, hinterfragte sich. Dann kamen Spuren mit Aufnahmen von klassisch ausgebildeten Musikern, darunter einigen Trägern des „Spellemannprisen“ (Pendant zum Grammy), dazu. Zuletzt ging es zum Mastering-Könner Bob Katz und wieder wurde wochenlang gefeilt.

Das Ergebnis ist eine Zangengeburt, die das bildschöne, anmutige THE WEIGHT OF SPRING hervorbrachte. Man könnte ja befürchten, dass sich Ola Fløttum bei diesem langwierigen Prozess verzettelt oder sich verrannt haben muss … aber nein, die ruhig fließenden Songs klingen durchdacht arrangiert, aber nie verkopft. Der kammerfolkloristische Slowcore wiegt schwer, erdrückt einen aber nicht. Melancholie kippt nie in Emo-Kitsch und Dramatik in Pathos um. Ein stilles Comeback und doch möchte man jubeln vor Freude.