Aloa Input

Mars etc.

Morr Music/Indigo

Die Münchener Band lässt in ihrem ADHS-Pop alle Genregrenzen fallen.

Wäre Giovanni Trapattoni in der Nähe, er würde wohl verzweifelt fragen: „Was erlauben Aloa Input?“ Zum Glück aber musste der Maestro damals bloß die Bayern trainieren, während die 2012 gegründete Münchner Band – die Presse schreibt sie dem Genre „New Weird Bavaria“ zu – auf ihrem zweiten Album MARS ETC. endgültig alle Hemmungen fallen und Genregrenzen links liegen lässt.

Aber fangen wir vorne an: „Far Away Sun“ beginnt mit einem furzähnlichen Geräusch, verwandelt sich dann in ein klappriges Stück LoFi, setzt kurz aus für Geplapper und Gezirpe, rumpelt dann weiter, um sich zwischenzeitlich in einen Dub seiner selbst zu verwandeln, aber schlussendlich doch noch zur euphorischen Hymne zu werden. So geht es fröhlich weiter: Garagenblues, ätherische Chill-out-Sequenzen, knackige Rockriffs, elektronisches Knuspern, tie­fergelegtes Wummern, Sommerhitmelodien, Hörspieleskapaden, billige Witze, epische Trompeten, seltsame Geräusche, mystisches Geraune und schließlich noch dreister Diebstahl bei den befreundeten The Notwist.

Man kann diesen Nachfolger von ANYSOME für extrem kurzweilig halten oder für musikalisches ADHS, sicher ist nur: MARS ETC. lässt einen nicht kalt. Es muss nur jeder für sich selbst entscheiden, ob dieses Album eine prätentiöse Katastrophe ist oder doch ein vielschichtiges Meisterwerk.