Jesper Munk

Claim

Warner

Grooviger Blues-Rock: Der Ex-Straßenmusiker beeindruckt mit seinem Major-Label-Debüt.

Das Plattencover von CLAIM spricht Bände: schwarz-weiß, mit Retro-Schriftzug, und ein junger Mann, der einen mit ausdrucksloser Miene anschaut und es nicht mehr nötig hat, wie auf seinem ersten Album FOR IN MY WAY IT LIES (2013), die Kippe möglichst verrucht in die Kamera zu halten. Jesper Munk ist ein junger Musiker aus München, der mit einer ausdrucksstarken, in hochprozentigem Alkohol marinierten Stimme gesegnet ist, die im größtmöglichen Kontrast zu seinem fotogenen Auftreten steht. Bisher in Zusammenhang  mit Jesper Munk immer wieder gehört: Boah, der ist so jung, und der hört Blues! Der war mal Straßenmusiker! Der spielt mit seinem Vater in einer Band! Der hat bestimmt nicht mal ein Smartphone!

CLAIM liefert genug Anlässe, lieber über sein Songwriting zu reden: „Shakespeare & Heartbreak“, mit seinen melancholischen Streichern und Bläsern und dem punktgenauen Groove, zum Beispiel. Oder den smarten Akkordwechseln im mit Rockabilly retouchierten „Ya Don’t Have To Say Goodbye“. Oder der in Oktaven gedoppelte, halluzinogene Gesang und die sorgsam präparierte Perkussion in „Soldiers Of Love“. Zugegeben: Bei der Produktion (u.a. Sepalot, DJ bei der Münchner Rap-Gruppe Blumentopf) hat man sich großzügig im Black-Keys-Baukasten bedient – knackige Gitarren, trockene Drums, Hall und Verzerrer auf den Vocals. Und wer kein Freund von gelegentlichem Gegniedel (Gitarrenduell bei „101 Proof“!) ist, ist hier fehl am Platz. Alle anderen können ein gutes Zweitwerk eines jungen Künstlers genießen.