Lord Huron

Strange Trails

PIAS/Rough Trade 3.04.2015

Die Indie-Quartett aus Los Angeles macht mehrstimmigen Country-Folk ohne Schnörkel.

Ein englischer Lord befindet sich nicht in ihren Reihen, auch gibt es keinerlei Verbindung zum indianischen Stammesverband der Huronen. Den Bandnamen Lord Huron dachte sich Sänger und Songwriter Ben Schneider aus, nachdem er mal wieder zurück zur Familie und den Kindheitswurzeln im amerikanischen Bundesstaat Michigan samt seinen Great Lakes kehrte.

Es ist nicht sonderlich schwer, sich vorzustellen, wie er da am Seeufer mit Gitarre am Lagerfeuer saß … und schließlich Eindrücke wie Geschichten zwischen (unerfüllter) Liebe und dem Tod mit zurück in seinen Lebensmittelpunkt nach Los Angeles nahm. Aber als einen wortgewaltigen Storyteller kann man den Nordamerikaner nun wirklich nicht bezeichnen, Sätze wie „… I can’t sleep when there’s something to do. You spend your whole life dreaming and you wake up dead …“ (aus dem Song „Hurricane“) gehören auf dem aktuellen Album STRANGE TRAILS schon zu den Lyrik-Leckerbissen. Ein irreführender Titel, den das zweite Album von Lord Huron da bekommen hat, denn auf sonderbaren oder eigenartigen Pfaden wandelt das Quartett nun wirklich nicht. Nicht einmal mehr – wie zu Zeiten des Debüts Lonesome Dreams (2012) – wie Folkies oder Cowboys sehen die vier Männer auf den neuen Fotos aus, eher wie eine gestandene Rock & Roll Band.

Aber letztendlich zählt die Musik, und da hinterlassen Lord Huron  über 14 Songs einen richtig guten Eindruck. Oft mehrstimmig und von den Beach Boys beeinflusst, vor allem immer hymnisch, bisweilen euphorisch kommen diese Lieder mit unüberhörbaren Parallelen zu den Fleet Foxes oder Mumford & Sons daher. Allerdings fehlen deren Scheunenfesttauglichkeit und der Appalachen-Folk, aber bei Lord Huron spielen ja auch weder Banjo noch Fiddle eine Rolle – man setzt auf die klassische Besetzung mit zwei Gitarren, Bass, Percussion und hier und da mal ein paar eingestreuten Keys.

Die gerne auf Up-Tempo getrimmten Songs klingen aufgeräumt, und gradlinig. Sie verzichten auf überbordende Arrangements und trauen sich lieber einmal bis in Genres wie Rockabilly und Country vor, die Gitarren werden deshalb mit reichlich Twang gespielt. Zu einem so richtig nachhaltigen Ereignis macht all das STRANGE TRAILS nicht, wohl aber zu einem kurzweiligen Hörvergnügen.