Das Trojanische Pferd

Dekadenz

Monkey/Rough Trade

Auch diese Wiener Indierocker haben musikalisch und inhaltlich so viel mehr zu bieten als Hausmannskost.

Nachdem sich die Aufregung um Bilderbuch und Wanda gerade wieder ein klein wenig gelegt hat, meldet sich mit Das Trojanische Pferd bereits das nächste musikalische Schwergewicht aus Wien zu Wort. Dass diese Band durchaus zu Höherem berufen ist, zeigte schon ihr letztes Album Wut und Disziplin (2012) mit genialen Songs wie „Blindgängermuseum“ und „Nörgler, Krittler, feiger Hund“. Jetzt also Dekadenz. Eine Gratwanderung zwischen Ironie und todernsten Anliegen.

Was ihre eindeutigen Standpunkte angeht, so ist die Band 2015 noch schwerer auszurechnen als bisher – im Titel „Kronprinz“ setzen sie sich auf bitterböse Weise mit dem handelsüblichen Diskurspop auseinander, der längst eine solche Abreibung verdient hat. Auf der anderen Seite lieben sie die Poesie und singen deshalb auch schon mal davon, dass die Welt nicht mehr als ein Seerosenteich ist. Doch gerade diese Ambivalenz macht aus Dekadenz eine so ungemein spannende Platte, deren lakonischer Tonfall sich durch das ganze Album zieht. Rein musikalisch betrachtet, hat das Quartett um Sänger, Songwriter und Gitarrist Hubert Weinheimer im Vergleich zum Vorgängerwerk einen Riesenschritt nach vorne gemacht und schreckt dabei durchaus auch vor genau dosierter klanglicher Opulenz nicht zurück. Besonders schön sind allerdings die Momente – wie etwa bei „Ich du er sie es (Warren’s Song)“ – wenn der Sub-Chor zum Einsatz kommt, der selbst einem Zitat von Warren Buffett Tiefe verleiht. Und auch der besondere österreichische Soul kommt bei herrlichen Nummern wie „Es geht si aus“ nicht zu kurz.