Unknown Mortal Orchestra

Multi-Love

Jagjaguwar/Cargo

Portlander Hipster-Soul/-Funk/-Psychpop für die Sehnsuchts-Ports von uns kleinen Menschmaschinen.

Es ist das eine, halb Ebay und das Synthesizer-Antiquariat deiner Stadt leerzukaufen oder so lange an den virtuellen Reglern deiner Produktions­software herumzudrehen, bis alles zumindest ähnlich krächzt und ächzt und damit crazy Kleinod-Musik aufzunehmen, die jeden klassisch ausgebildeten Tontechniker zu des Wahnsinns fetter Beute machen würde. Man nennt das Hipster-Musik. Sie wird von ihrem eigenen sexy Wissen und ihren Kniffen umstellt und kommt da nicht mehr raus. Vor allem aber: Das Herz wird nicht warm davon. Oder du hast es eben drauf (und das wäre das andere) – und kannst neben diesen Skills auch noch Melodien schreiben, die sich mit den Sehnsuchtsports von uns konfusen, kleinen Menschmaschinen kurzschließen, oder besitzt gar die Gabe, so etwas wie Seele in deine Songs zu legen. Bei Ruban Nielson, dem born Neuseeländer/now Portländer Mastermind und Multiinstrumentalisten vor und hinter dem Unknown Mortal Orchestra, darf man diese Seele der Einfachheit halber auch „Soul“ nennen: Denn von der trägt er deutliche Spuren in seiner Musik – und seiner Stimme.

MULTI-LOVE, das dritte Album seines Orchestras, tut sich vor allem dadurch hervor, dass es den bekannten, zuverlässig psychedelischen Sound auf funky Elastobeine stellt. Das klingt in der 1:1-Übersetzung nach Prince („Ur Life One Night“), bei „Puzzles“ sogar nach Lenny Kravitz, der sich in der zweiten Hälfte allerdings seinen Song von Beck abluchsen lässt, und bei „Can’t Keep Checking My Phone“ schieben einen der Discobass und die Tausendhänder-Percussions plötzlich bis in die Einfahrt der feinfühligen Dancekapelle Hot Chip. Einige im gleichen Maß elegante wie verzwickte Melodiewendungen deuten zudem auf Steely-Dan’sche Hexenkraft hin. Zu einfach wird es dem Hörer auf MULTI-LOVE auf jeden Fall nicht gemacht. Aber das Herz wird schnell warm. Und irgendwann kommen die Ohrwürmer, und dann ist alles zu spät.