Album der Woche

David West

Peace Or Love

Tough Love/Cargo

Der Sänger und Gitarrist zeigt, dass er Rock, Folk, Disco und Avantgarde auch im Alleingang bündeln kann.

Unter seinem eigenen Namen ist noch nicht viel passiert. Da hat West gerade mal ein Album veröffentlicht, 2015 auf Kassette. Als Bandmitglied ist er weit aktiver und besser bekannt. Da kann man sich aussuchen, ob man lieber zum Gitarrenpop von Rat Columns, zum Synthie-Pop von Liberation oder zum Postpunk von Rank/Xerox greift. Jetzt hat man das Gefühl, als wollte West ein 30-minütiges Brainstorming dazwischenschieben, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und richtigen Sound zu erheben.

Im Titelsong und in „Do You Miss Me Around?“ wird stark von Störgitarren Gebrauch gemacht. Man hört, wie in West der Lo-Fi-Nerd hochkocht. „Dream On Dreamer“ ist dagegen ein über sechs Minuten langes Disco-Stück, in dem sich der Kontinental-Hopper mit zurückhaltender Stimme dem Bass-Groove, Schlagzeug und einer auffälligen Klarinette hingibt. „Darkness In My Heart“ taucht in drei Varianten auf und holt immer wieder die Erinnerungen an den Folkpop zurück. Jonathan Richman, anyone? Das Instrumental „At Peace“ kämpft gegen seinen chaotischen Stil an, dem es am Ende doch nicht erliegt. Dann folgt mit „Happiest Man In The Room“ ein Stück, das man wirklich sehr braucht. Der Rhythmus geht in Richtung der Disco-Funk-Ära der Talking Heads und von der guten Stimmung im Songtitel lässt man sich schnell anstecken. Wenn West in „Au Contraire“ nochmals zum Clubsound der frühen 80er vorstößt, ist er in seinem Element. Dieser Indie-Spieler darf ruhig öfter den Solisten spielen.