Denyo

Derbe

BMG Rights Management/ RTD 17.04.2015

Weniger Flow, mehr Deepness: Der ehemalige MC der Beginner hat sich zwischen kontemporären Sounds und Genreaufarbeitung im World-HipHop und Deutschrap selbst gefunden.

Wüsste man es nicht besser, man könnte glauben, dass 2015 der 90s-Deutschrap wiederkehrt: neue Alben von MC René, Nico Suave und Blumentopf (mit Texta), eine Song-Hommage namens „So’ne Musik“ von Deichkind. Dendemann heuert bei Jan Böhmermann an, und Fünf Sterne Deluxe, Jan Delay, Fettes Brot und die Fantastischen Vier, nun ja, die gibt es immer noch. Aber auch die anderen Protagonisten waren nie weg, sie flogen während der Bushido-Rap-Dekade bloß unterm Radar. So wie Denyo. Dennis Lisk, wie er eigentlich heißt, veröffentlichte seit dem Ende der Beginner drei Soloalben und zog irgendwann von Hamburg nach Berlin. Er engagiert sich bei Brothers Keepers, moderiert eine Radiosendung und ist 2011 Gastgeber des VOX-TV-Formats „Cover my Song“.

Nun bringt er mit DERBE ein unaufgeregtes HipHop-Album heraus, das keines ist. Ein wortgewandter MC wäre er bestimmt immer noch, sein jugendlicher Flow aber ist ein wenig auf der Strecke geblieben. Unter nahezu konstantem Autotune sprechsingt Denyo über Dummschwätzer, Arbeit vs. Party und Krieg im Deutschrap 2.0. Als Gäste sind Kumpel Jan Delay, Sido und Torch zu hören, ansonsten hat Denyo auf Mic-Features verzichtet. Mehr Abwechslung aber hätte DERBE gut zu Gesicht gestanden. Die Platte klingt bis auf die fettesten „Hier bin ich“-Ausnahmen („Elbtunnelblick“, „Reloaded“) nach der Wohnzimmerstudio-Aufnahme, die sie ist. Das okaye Album eines gereiften Musiknerds, der Rap und Beats kann, aber nicht muss. Und eines, das immerhin Bock auf ein Beginner-Comeback macht.

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