Dungen

Häxan

Smalltown Supersound/Rough Trade

Hexenwerk: Die Psych-Nostalgiker vertonen einen Uraltfilm. Super bis unhörbar.

Berlin im Mai 1926. Die Volksbühne am Bülowplatz. Hier feiert ein Wunder­werk Premiere, „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“, ein Animationsfilm der deutschen Scherenschneiderin und Silhouetten-­Filmemacherin Lotte Reiniger. Das Werk ist über eine Stunde lang – damals eine echte Sensation. Der Film nimmt Motive aus den Märchen aus Tausendundeiner Nacht auf, er gilt als ältester noch erhaltener Trickfilm der Welt. Man findet im Netz Ausschnitte des Streifens: Schwarze, sich manisch bewegende Silhouetten vor farbigem Hintergrund – dagegen wirken Disneys ­Tricks wie digitaler Schmu.

Für die Aufführung einer restaurierten Fassung wurden die schwedischen Vintage-Psych-Rocker Dungen gebeten, neue Musik für „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ zu schreiben. Das passt hervorragend, denn neben Freakbeat und nordischem Folk zählt die wahnwitzige osteuropäische Filmmusik zu den wichtigen Einflüssen von Dungen-Chef Gustav Ejstes. Ein Hauptaugenmerk legte die Band dabei auf die Figur der Hexe, die in Reinigers Erzählung zu den Guten zählt und den Prinzen im Kampf gegen den bösen Zauberer unterstützt.

Die Stücke zu diesem Treiben, das alle Schlachten aus „Der Herr der Ringe“ zum Ringelpiez macht, klingen entsprechend manisch: verhexter Freak-Jazz-Rock mit störrisch verzerrten Gitarren und irren Flöten. Findet man toll, hört man sich aber nie wieder an. In der zweiten Hälfte von HÄXAN vertont die Musik die Aladdin-Erzählungen, hier geht es trotz der Exotik etwas zugänglicher zu. Am Ende jedoch spielen sich Dungen mit „Andarnas Krig“ in einen finalen Rausch: Psych-Metal für die Blocksberg­orgie – verteufelt und verhext, als wäre Hendrix bei den Swans eingestiegen.