Fraktus II

Optische Täuschung

Klangbad/Broken Silence

Ein Traum wird wahr: Die Optiker­familie Wand geht ins Klangbad und kehrt mit einem großen Dada-Gaga-Electronica zurück.

Los geht’s mit dem Realitäts-Fiktions-Twist: Optiker Bernd Wand, einer der drei Techno-Erfinder von Fraktus, gründet in einer Zeit, als seine beiden Kompagnons anderes im Kopf haben, Fraktus II. Mit dabei sind seine Eltern, Mama und Papa Wand. „Mit sanftem Druck zwingt er die langmütigen Senioren zu elektronischen Experimenten“, heißt es in der Bandbiografie. Besser kann man es nicht beschreiben.

Das Ziel des familiären Schaffens ist ein Auftritt beim Klangbad-Festival, einer Art Wacken für Freunde des Atonalen. Klangbad ist auch ein Label, betrieben von Faust-Mitbegründer Hans-Joachim Irmler. Dieser fand die Idee überaus charmant, in seinem Domizil in Scheer an der Donau eine Fraktus‑II-LP aufzunehmen. Ans Werk gehen: Bernd Wand (gespielt von Jacques Palminger) und Mutter Wand (Margit Laue), als Unterstützer ist Carsten Meyer aka Erobique mit dabei, auch Irmler spielt mit. Nicht an Bord ist Vater Wand, weil Wolfgang Nissen, der Wand-Darsteller, erst erkrankte und schließlich starb. Schön und tragisch, wie sich das alles fügt, wie das übergeordnete Kunstkonzept Studio Braun immer wieder Wurzeln in der Wirklichkeit schlägt.

OPTISCHE TÄUSCHUNG ist ein acht Stücke starkes Werk zwischen Der Plan und Die Heiterkeit, Kraftwerk und Malaria!. Carsten Meyer, Palmingers musikalischer Vertrauensmann, konzipierte für Fraktus II einen abstrakten NDW-Copy­cat-Sound, die Texte sind wahnwitzige Duette von Bernd und Mama Wand, es geht um die großen Themen des Lebens, um „Medikation“ und die Frage „Woran denkt der Mann?“. Tragisch sind die Reise­geschichten: Mal will der Sohn nicht weg („Paris New York“), mal wird die Schildkröte zu Hause vergessen. Der Hörer lacht genervt; zum Finale, „Rosa Elefanten“, sollte er sich seiner Tränen nicht schämen: Das Wiegenlied von Mama Wand zählt zum tierisch Schönsten, was wir seit Helge Schneiders „Meisen­mann“ hören durften. Echt jetzt!