Jennylee

Right On!

Rough Trade/Beggars/Indigo VÖ: 11. Dezember 2015

Die Warpaint-Bassistin spielt Dream Pop mit Goth-Zuschlag.

Martin Courtney von den Jingle-Jangle-Profis Real Estate und Guy Garvey von Elbow haben es vorgemacht, Warpaint ziehen nach: Bandpausen werden genutzt, um Soloprojekte zu verwirklichen. Nicht, weil es wirklich dringlich wäre – was man schon daran erkennt, dass sich die Musik unter eigenem Namen nicht wesentlich vom Bandklang unterscheidet. Aber es macht halt Spaß, nicht alles basisdemokratisch ausdiskutieren zu müssen, Entscheidungen auch mal allein zu treffen und Musikerkumpels, für die im festen Bandgefüge nie Platz war, einzuladen.

Jennylee ist Jenny Lee Lindberg, als Bassistin hauptverantwortlich für die faszinierende Warpaint-Rhythmik sowie Frau von Videofilmer Chris Cunningham (unsterblich seit seinen verstörenden Spät-90er-Spät-Nacht-Clips für Aphex Twin), der die visuelle Ästhetik von Warpaint mitentwickelt hat. RIGHT ON! ist eine schattige, etwas vereinsamte Tochter der bisherigen beiden Bandalben. „Long Lonely Winter“ heißt ein Song, und obwohl die getupften und verhallten Gitarren hübsche Melodien spielen, steckt nicht viel Wärme in diesem Stück. Jennylee mag ohne Zweifel die Cocteau Twins, doch Lieder wie das sanft treibende „Never“ oder das auf zweistellige Minusgrade heruntergekühlte „Bully“ verweisen auch auf deutlich düstereres Zeug, auf Siouxsie & The Banshees und die deutschen Goth-Veteranen X-Mal Deutschland beispielsweise. Bei „He Fresh“ öffnet Jennylee immerhin mal kurz das Fenster – und natürlich strömen sofort Neo-R’n’B-Einflüsse in die Bude, die schwirren momentan ja wirklich überall herum.

Highlight am Ende und Songtipp für die Silvesternacht: „White Devil“, Goth-Funk für Menschen, die Sekt verachten und es dennoch prickelnd mögen.