Kaytranada

99.9%

XL/Beggars/Indigo

Auf seinem Debüt verbiegt das Produzenten-Wunderkind seine eklektischen Future Beats so lange, bis sie sich gegenseitig in der Schwebe halten.

In Sachen Aufmerksamkeitspolitik ist SoundCloud ein hart umkämpfter Schauplatz – Millionen von Beats und Klangfrickeleien gibt es hier zu finden. Dass dann doch immer wieder nur eine Handvoll Laptop-Produzenten heraussticht, ist eine Art natürliche Selektion. Zu diesen Ausgewählten gehört Louis Kevin Celesti alias Kaytranada – geboren in Haiti, aufgewachsen in Montreal – seit er 2012 einen sensationellen Remix von Janet Jacksons „If“ ins Netz stellte.

Nach vielen anderen Arbeiten als Remixer macht Celesti auf seinem Debüt­album eigentlich immer noch dasselbe – und das verdammt gut. Er ist der Dirigent und Arrangeur, schiebt und biegt die Sounds in die richtige Form, versetzt die Perkussion in angenehme Vibrationen und bringt die Synthie-Lines im Unterbau der Songs zum Schwirren, in denen andere zunächst im Vordergrund stehen: Anderson .Paak, Little Dragon, AlunaGeorge, Syd von The Internet und Vic Mensa sind die singenden und rappenden Gäste hier.

Der Sound gleitet von HipHop hinüber zu warmen House-Melodien und Disco-Samples, nähert sich dem 80er-Funk und driftet wieder zurück in die Nische zwischen Trap und Electronica – manchmal über die Dauer nur eines Tracks. Immer klopft die Kickdrum dicht am Ohr. Und immer ist das Rauf und Runter von Lautstärke und Dynamik so ausgefeilt, dass die Produktionen ein paar Meter über dem Boden zu schweben scheinen. Alles ist auf wundersame Weise in der Waage gehalten.