Okkervil River :: Berlin, Postbahnhof, 18. Mai 2011

Intensiv und bewegend: Okkervil River bewiesen im Berliner Postbahnhof einmal mehr, dass sie eine großartige Live-Band sind.

Eines vorweg: Will Sheff hat seine Gitarre diesmal heil gelassen. Dies sei nur deshalb erwähnt, weil der Okkervil River-Frontmann bei seinen letzten beiden Berlin-Konzerten nicht etwa in mutwilliger Rockstar-Manier seine Klampfe zertrümmert hatte, es jedoch beide Mal geschafft hatte, diese spielunfähig zu machen: Entweder riss eine Saite, oder sie funktionierte aus nicht nachvollziehbaren Gründen einfach nicht mehr. Will Sheff hat eben ein besonderes Verhältnis zu seinem Instrument.

Überhaupt wirkten Sheff und seine aktuelle Bandbesetzung  erfrischend losgelöst an diesem Abend im Berliner Postbahnhof. Sheff lächelte viel und wirkte nicht mehr so angespannt auf der Bühne, wie es bei früheren Auftritten oft den Anschein hatte. Die Spielfreude der Band war förmlich zu spüren und übertrug sich im Nu auf das (konzerthungrige) Publikum.

Mit ihrer aktuellen Single „Wake And Be Fine“ starteten Okkervil River in den Abend und brachten damit die Halle gleich mal zum Toben. Einen ersten Höhepunkt bildete die Folk-Ballade „A Girl in Port“ – und wenn Will Sheff mit traurig-sehnsuchtsvoller Stimme  die Zeilen „I’m not the ladykilling sort enough to hurt a girl in port“ ins Mikrofon haucht, dann glaubt man ihm das – bedingungslos. Unterstützt durch wehmütige Bläser- und Keyboardklänge, verwandelte sich die Menge in ein mitwogendes, sich lieb habendes Miteinander. Danach zeigten sich Okkervil River wieder von einer rockigeren Seite mit einer Mischung aus Songs aus dem aktuellen Album „I Am Very Far“ und Klassikern wie „Our Life is Not A Movie Or Maybe“ oder „For Real“ – bis die Band das vor allem durch Sheffs Stimme getragene Stück „A Stone“ anstimmte und den Postbahnhof in ein einträchtig-andächtiges Schweigen hüllte. Gerade dieses Stück machte einmal mehr deutlich, welch brillanter Sänger der Okkervil-River Frontmann wirklich ist.

Einzig kleiner Wermutstropfen war das Fehlen der kontrastierenden Zweit-Stimme von Ex-Bandmitglied Jonathan Meiburg, was sich vor allem in Songs wie „Lost Coastlines“ äußerte. Meiburg gehört leider nicht mehr zur Band.

Okkervil River verabschiedeten sich schließlich beim Berliner Publikum mit der Folk-Rock-Nummer „Unless It Kicks“. Und zeigten damit einmal mehr, was für eine großartige Live-Band sie sind.