L.A. Salami

Dancing With Bad Grammar

Sunday Best/[PIAS]/Rough Trade

Blues für die Städter von heute.

Doch, doch, der Kerl heißt wirklich so. Ausgeschrieben: Lookman Adekunle Salami. Eine Versicherungskarriere ist mit diesem Namen nur schwer vorstellbar. Auch die vegetarische bis vegane Nahrungsindustrie fällt eher aus, dafür müsste diese erst einmal die Selbstironie für sich entdecken. Also zog es den so genannten Londoner schnell in die Musik- und Kreativszene. Der Name geistert schon seit einigen Jahren durch die Blogs, weniger wegen seiner Platten (vor diesem Debüt gab es nur zwei EPs zu hören), sondern weil diverse Modeketten wie Burberry ihn buchten, Magazine wie „Esquire“ ausführlich seinem Outfit applaudierten, und Salami so schnell als coolster Styler der jungen Szene galt.

In Deutschland absolvierte er zuletzt einige Gigs mit den Kölner WG-Stubenhockern AnnenMayKantereit, was ganz gut passte, denn auch Salami spielt traditionelle Musik mit Bezügen ins Hier und Jetzt. Postmodern-Blues nennt der Künstler selbst seinen Sound, was nicht stimmig ist, weil die Postmoderne Dinge zerlegt und neu konstruiert, während L.A. Salami die Ursuppe des Blues nur etwas anders würzt. Was aber bestimmt nicht heißt, dass das Album schwach wäre.

Stücke wie „The City Nowadays“ oder „Going Mad As The Street Bins“ berichten vom urbanen Leben der Generation, nicht so wortgewaltig wie Kate Tempest zwar, aber auch nicht so heimelig wie AnnenMayKantereit. London ist halt einfach nicht Köln, das ist ja klar. Wozu L.A. Salami in der Lage sein kann, zeigt das vom Soul beeinflusste „I Wear This Because Life Is War!“, ein Song aus Sicht eines Obdachlosen, entsprechend wütend gesungen und musikalisch sehr mitreißend. Ganz anders, aber auch sehr gut: Die achteinhalb Bob-Dylan-Gedächtnisminuten von „My Thoughts, They Too Will Tire“. Hier stecken in einer Zeile mehr Gedanken als in allen verkauften Exemplaren des neuen Albums von Jake Bugg zusammen.