Missy Elliott – The Cookbook :: Die Perfektion

Produzentenmusik, egal, ob von guter oder schlechter Qualität, hat einen klaren Nachteil: Sie ist nicht gut für Überraschungen. Und so kann einem der einmal mehr von den Neptunes zum jecken Blubbern gebrachte Wahnsinn der neuen Missy-Streetsingle „On & On“ noch so gehörig ins Becken-Bewegungszentrum fahren: Der Wahnsinn passiert hier nicht, er wird fertig geliefert. Daß heute bei nahezu jeder Rockproduktion – Pattern für Pattern in den Rechner gerockt und dort auf XXL zurechtarrangiert- ebenso vorgegangen wird, tut nur theoretisch etwas zur Sache. Denn was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Guter Rock ist Frischkost, basta! Und Missys sechstes Album eben nur ein weiterer Berausch der Aroma- und Zusatzstoff-Industrie. Aber wie: perfekt, wieder alles nur perfekt! Und somit weiterhin besser als fast der ganze Rest vom Mainstream-HipHop, auch wenn das einstige Dreamteam Elliott/Timbaland jetzt sogar nur noch für zwei „Starters And Sides“ zusammengefunden hat. Missys Weg Führt nach ihrer 8o’s-HipHop-Rückbesinnung zuvorletzt mit einem halben Dutzend weiterer Produzenten quer durch den (allerdings akkurat arrangierten) Gemüsegarten. Und der liegt in den Südstaaten. Da dampfen Kochtöpfe und der Blues. Doch bis auf Missys folkloristisch-kitschige Booklet-Outfits und ein bißchen Topfklopfen mehr aus der Beatbox bleiben Mamis Herd und Papas Blues Image-Abziehbildchen aus dem Klischee-Album. It’s all in the mix: feiner Knopfdruck-Soul (u.a. von Mary J. Blige), Smokey Robinson, J. Geils Band und Shado ws via Sugarhill Gang in der Sample-Bibliothek, die verrücktesten Breaks und Beats der Welt sowieso, mit der jetzt nur mal eben einer seinen Autoscooter beschallen müßte – und auch Misdemeanor Elliotts Rapskills werden immer besser. Und zumindest hat da jemand in ihrem Clan ein Ohr für Musik, die tatsächlich noch überraschen kann: Auf dem finalen Trommelzug „Bad Man“ laßt neben dem Dancehaller Vybez Cartel auch M.I.A. ein paar Zeilen fallen. www.missy-elliott.com