Album der Woche

Nonkeen

Oddments Of The Gamble

R&S Records/Alive

Das Trio um Nils Frahm unternimmt analoge Expeditionen zwischen Breakbeat und Ambient, mit Raum für opulente Melodiebögen.

Gleich der erste Track setzt den Ton für dieses Album, er heißt „Kassettenkarussell“ und kündigt alliterierend und wortschöpfend einen Trip ins Analoge an. Was Nils Frahm und Frederic Gmeiner als Schulbuben in einem Vorort von Hamburg begannen und mit dem damaligen DDR-Austauschschüler Sebastian Singwald fortführten, verfeinern sie im Rahmen von Nonkeen als retrophile Freundschaftsarbeit: Sie experimentieren mit alten Tapes und Loops.

Es ist noch kein halbes Jahr her, dass sie unter dem Logo Nonkeen ihr Debüt THE GAMBLE veröffentlichten, und weil sie einfach zu viele gute Tracks gesammelt hatten, darf jetzt gleich ein Follow-Up erscheinen. ODDMENTS OF THE GAMBLE geht tief in die Gletscherspalten von Breakbeat und Ambient – und klingt manchmal wie eine MOON SAFARI auf der dunklen Seite des Erd-Trabanten, die Air einfach vergessen hatten, zu unternehmen („Diving Platform“ ist so ein Bass-Piano-Elektronik-Monster, das gar nicht mehr aus dem Ohr gehen mag).

Frahm, längst weithin bejubelter Spezialist für Trance mit Anspruch, findet im Trio mit den Freunden an Bass und Schlagzeug zu einem größeren Sound. Wo auf dem Debüt noch die Suche nach Strukturen in den Geräuschschleifen aus alten Tape-Aufnahmen im Vordergrund stand, finden Nonkeen inzwischen auch Raum für opulente Melodiebögen und Zeit für expressionistische Klangmalereien, das bekommt dieser Musik sehr gut. Frahm, Gmeiner und Singwald schenken uns diese memorierbaren Momente, die in der Elektronik alles andere als Tagesordnung sind und bleiben doch dem Ungefähren und Verhuschten noch treu, das ihren Tracks einen besonderen Charme verleiht.