Pole

Wald

Pole Music/Kompakt VÖ: 11. September 2015

Nach acht Jahren das erste Album von Stefan Betke. Er ist immer noch eine Autorität auf dem Gebiet der abs­trakten elektronischen Musik.

Warum ist der Wald ein Sehnsuchtsort für Produzenten elektronischer Musik? Vielleicht weil er das Gegenteil zu Urbanität, Technisierung und Industrialisierung darstellt, die immer wieder als ideales Umfeld für die Entstehung elek­tronischer Musik herhalten muss. Wir erinnern uns an Wolfgang Voigt, der 1998 unter dem Alias Gas mit KÖNIGSFORST explizit dem deutschen Wald ein Denkmal setzte.

Und jetzt Stefan Betke alias Pole mit WALD, nachdem er in den Jahren 2011/12 drei 12-Inches mit „Waldgeschichten“ vorausgeschickt hatte. Voigts KÖNIGSFORST war unwirtlich, feucht und kalt mit Novembernebeln, die sich durch die Kronen der entlaubten Bäume zogen. Betkes WALD dagegen ist freundlicher, noch scheint die Sonne, die die Herbstblätter in den schönsten Farben leuchten lässt.

Von 1998 bis 2000 veröffentlichte Pole drei Alben, die ihn als internationale Autorität der abstrakten elektronischen Musik positionierten. Das Knacksen seines defekten Waldorf-4-Pole-Analogfilters wurde Grundlage und Markenzeichen für Betkes minimalistischen Dub-Techno. Nach zwei weiteren Alben hinterfragte Betke seine Musik, weil er sich nicht in Automatismen verfangen wollte. Und wo? Auf ausgedehnten Waldspaziergängen im Isartal und in den Alpen.

Nun also der Versuch, konkrete Eindrücke in die abstrakte Sprache der Musik zu übersetzen. Man kann Pole den Dub nicht austreiben. Dieses leicht dubbige Element, die Hallräume, das glitchy Knacksen sind immer noch vorhanden in der Pole- Musik, sie öffnet sich aber, wird gleichzeitig freundlicher und abenteuerlustiger, bewahrt dabei aber ihr Geheimnis.